Afghanistan-Einsatz Berlin erwägt dauerhafte Aufstockung der Truppen

Krakau (RPO). Angesichts vermehrter Anschläge auf deutsche Soldaten in Afghanistan erwägt die Bundesregierung eine dauerhafte Verstärkung der Truppe. Verteidigungsminister Franz Josef Jung bestätigte am Donnerstag bei einer NATO-Konferenz in Krakau, rechtzeitig zur afghanischen Präsidentenwahl im Sommer würden 600 zusätzliche Soldaten an den Hindukusch entsandt.

Der neue Panzerwagen "Eagle IV"
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Er betonte aber, davon seien nur 200 für die Absicherung der Wahl vorgesehen. Es gehe auch um die Sicherheit der Soldaten selbst, sagte Jung. "Unsere Planungen gehen jetzt dahin, dass wir in etwa die Zahl von 600 zusätzlichen Soldaten nach Afghanistan schicken, wobei circa 200 dort für die Absicherung der Präsidentschaftswahlen vorgesehen sind", sagte der Bundesverteidigungsminister.

Er fügte hinzu, dass "wir im Übrigen eine Verstärkung unserer schnellen Einsatzkräfte, das heißt der Quick Reaction Force (QRF) vornehmen, aber auch im Hinblick auf Ausbildung und zusätzlichen Schutz für unsere Soldaten noch einen Beitrag leisten wollen."

Dies deutet daraufhin, dass nicht alle Soldaten nach dem für die Absicherung der Präsidentenwahl vorgesehenen Einsatzzeitraum von drei bis vier Monaten zurückkehren werden. Jung erklärte, darüber werde im März entschieden: "Wir werden nach der Lage und der Notwendigkeit im Hinblick auf die Sicherheit dann unsere Entscheidung treffen." Schwierig sei die Sicherheitslage vor allem in Kundus. Das Bundeswehrlager dort wird immer wieder von Aufständischen angegriffen, bei Anschlägen auf Patrouillen in diesem Bezirk wurden bereits vier deutsche Soldaten getötet.

USA fordern von NATO-Partnern mehr Einsatz

US-Verteidigungsminister Robert Gates forderte in Krakau von allen seinen NATO-Kollegen einen größeren Beitrag zur Stabilisierung Afghanistans. Unter Verweis auf die geplante Verstärkung der US-Truppen um 17.000 auf insgesamt rund 55.000 Soldaten habe Gates angemahnt, "dass diese Extra-Anstrengung von den übrigen Verbündeten ausbalanciert werden muss", berichtete NATO-Sprecher James Appathurai aus der Sitzung.

NATO-Generalsekretär Jaap De Hoop Scheffer erklärte, alle ISAF-Staaten müssten "mehr Truppen bereitstellen". Zudem seien mehr Ausbilder für den Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte nötig. ISAF-Kommandeur David McKiernan hat 30.000 zusätzliche Soldaten für Afghanistan gefordert.

Bereits im vergangenen Jahr stieg die Zahl der ISAF-Soldaten nach Angaben von NATO-Sprecher Appathurai um rund 13.000 auf jetzt 56.000. Hinzu kommt die überwiegend aus US-Soldaten bestehende Anti-Terror-Truppe Operation Enduring Freedom (OEF).

Neue Strategie zur Drogenbekämpfung zeigt Wirkung

Erste Erfolge sind nach Darstellung Appathurais bei der Umsetzung der neuen NATO-Strategie zur Drogenbekämpfung zu verzeichnen. ISAF-Soldaten hätten in den vergangenen Wochen acht Drogenlabors stillgelegt und Rauschgift im Wert von 500.000 Dollar beschlagnahmt, sagte der NATO-Sprecher.

Die NATO-Verteidigungsminister hatten die ISAF auf ihrem letzte Treffen im Oktober ermächtigt, gegen Drogenhändler vorzugehen. Die Einsatzregeln wurden jedoch erst Ende Januar nach einem heftigen Streit innerhalb der NATO-Militärführung festgelegt.

(AP)
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