Weltklimarat Neuer Klimabericht warnt vor „nicht umkehrbaren Folgen“

Incheon · Extremwetter, Überschwemmungen, Dürren: Die Autoren eines Sonderberichts des Weltklimarats warnen, dass die Welt bereits jetzt gefährlich heiß geworden ist, womöglich mit nicht umkehrbaren Folgen. Auch aus Deuschland kommen Forderungen nach einem Umdenken.

Hambacher Forst: Bilder von der Kundgebung am 06. Oktober 2018
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So lief die friedliche Kundgebung am Hambacher Forst

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Foto: AFP/SASCHA SCHUERMANN

Nur durch "schnelles und weitreichendes" Handeln lässt sich die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzen. Das ist eine der Kernaussagen eines Sonderberichts des Weltklimarats IPCC, der am Montag im südkoreanischen Incheon veröffentlicht wurde. Sollte das 1,5-Grad-Ziel jedoch verfehlt werden, drohen den Wissenschaftlern zufolge dramatische Folgen für das Leben auf der Erde.

In ihrer Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger gehen die 91 Autoren aus 40 der beteiligten 195 Staaten davon aus, dass bereits heute eine Erwärmung von etwa einem Grad zu verzeichnen ist - mit erheblichen Folgen wie häufigerem Extremwetter, steigendem Meeresspiegel und dem Verschwinden arktischen Meereises.

Während jedoch früher davon ausgegangen wurde, dass bei einer Erwärmung um zwei Grad die Folgen der Erderwärmung noch halbwegs kontrollierbar sein dürften, äußern die Wissenschaftler daran nun deutliche Zweifel und drängen daher auf entschiedeneres Handeln.

"Jede weitere Erwärmung, besonders über 1,5 Grad hinaus, vergrößert die Gefahr langanhaltender oder nicht mehr umkehrbarer Veränderungen wie etwa dem Verlust von Öko-Systemen", erklärte dazu der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe II des IPCC, der Kieler Klimaforscher Hans-Otto Pörtner. Die Kosten für das notwendige Umsteuern wären dem Bericht zufolge mit schätzungsweise 2,1 Billionen Euro weltweit allein im Energiesektor erheblich. Ohne dieses Umsteuern - auch in weiteren Sektoren wie Verkehr und Landwirtschaft - wäre jedoch noch mit weit höheren Kosten zu rechnen.

Der Bericht geht auch auf gesellschaftliche Folgen der Klimaerwärmung sowie der zu deren Eindämmung erforderlichen Maßnahmen ein. Dabei geht es sowohl um Regionen, die in besonderem Maße von Extremwetter oder dem Anstieg des Meeresspiegels betroffen sind, als auch um Länder, deren Wirtschaft stark von fossilen Energieträgern abhängig sind.

Der 400-Seiten-Bericht des IPCC stützt sich auf rund 6000 aktuelle wissenschaftliche Beiträge. Neben den 91 Hauptautoren arbeiteten 133 weitere Forscher daran mit. Er dient auch der Vorbereitung auf die UN-Klimakonferenz im Dezember im polnischen Katowice. Der IPCC war 1988 gegründet worden, um weltweit wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und dessen Folgen zu bündeln und den Regierenden als Grundlage für ihre Entscheidungen zur Verfügung zu stellen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte als Konsequenz aus dem neuen Bericht die Bundesregierung auf, schnellstmöglich die Stromerzeugung aus Kohle zu beenden. "Hitzesommer, Extremwetter, Ernteausfälle - alle Alarmzeichen stehen auf Rot", sagte er der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Bis spätestens 2025 müsse der Kohleausstieg in Deutschland abgeschlossen sein, forderte Laura Weis vom Klimaschutz-Netzwerk 350.org.

"Jetzt ist politischer Handlungswille gefordert, um den Ausbau der erneuerbaren Energien für eine saubere Strom- und Wärmeversorgung voranzubringen", erklärte die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE), Simone Peter. Der Klimaexperte der Entwicklungsorganisation Care, Sven Harmeling, forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, "die Blockade für höhere EU-Klimaziele" umgehend zu beenden. Alles andere laufe auf einen Bruch des Pariser Klimaschutzabkommens hinaus.

(sbl/AFP)
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