"Ich klebe nicht an meinem Stuhl" sollte kein Rücktrittsangebot an Beck fühlt sich unverstanden

Berlin (RPO). Will er jetzt bleiben oder lieber gehen? Der Hinweis von SPD-Parteichef Kurt Beck, er klebe nicht an seinem Stuhl, wurde von vielen als indirekte Ankündigung eines Verzichts auf die Kanzlerkandidatur gesehen. Doch seine Fraktion will das nicht so verstanden wissen. "Die Botschaft war klar, dass er seine Position verteidigt," sagte der parlamentarische Geschäftsführer, Thomas Oppermann.

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Foto: ddp

Beck habe vor der Fraktion auch betont, dass er sich "nicht von außen wegpusten lässt", betonte Oppermann am Mittwoch: "Er wird kämpfen für die Ziele der Partei." Er betonte, Beck habe für seine kämpferische Rede viel Beifall bekommen. Keiner der anwesenden Abgeordneten habe ihn missverstanden.

Beck hatte am Dienstag in der SPD-Fraktionssitzung gesprochen. Danach gaben Teilnehmer der Sitzung diesen Satz an die Medien weiter Satz:"Wenn ich Teil des Problems sein sollte - ich klebe an keinem Stuhl." Später am Abend sagte der SPD-Chef im ZDF zu Presse-Interpretationen, er habe seinen Rücktritt angeboten: "Die Agenturen irren. In dem Fall bin ich einfach nicht richtig wiedergegeben worden."

Doch nachdem der Satz erst einmal durchgesickert war, gab es auch für seine Kritiker kein Halten mehr. Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) forderte die Partei auf, ihre Führungsfrage zu klären. Der "Passauer Neuen Presse" sagte Beckstein, es sei "ganz offensichtlich, dass der Richtungsstreit innerhalb der SPD zwischen der Parteilinken und dem vernünftigeren Teil in der SPD tobt, ohne dass Kurt Beck dabei überhaupt noch eine Rolle spielt."

Beck und andere hochrangige SPD-Politiker beeilten sich um Schadensbegrenzung. SPD-Fraktionsschef Struck betonte, dass von einem Rücktritt keine Rede sein könne. Die Äußerung solle "nicht überbewertet" werden. "Kurt, du kannst Dich auf die SPD-Fraktion verlassen," sagte Struck. Am Abend wurde Struck noch deutlicher. "Einen solchen Schwachsinn kann ich überhaupt nicht mehr ertragen", sagte er auf einem Sommerfest seiner Fraktion. Auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und SPD Vorstandsmitglied Wolfgang Thierse wiegelten ab.

Dei Rede habe die Abgeordneten zum Durchhalten aufgefordert. Der Beifall der Abgeordneten sei kein Pflicht-, sondern Überzeugungsbeifall gewesen, bekräftigte Oppermann.

Aber was ist jetzt mit der Kanzler-Frage? Unumstritten ist schließlich, dass Außenminister Steinmeier beliebter ist als Beck. Umfragen zufolge würden sogar viele SPD-Mitglieder ihn lieber als Kanzlerkandidaten sehen. Geschäftsführer Oppermann erklärte dazu, es sei in der Fraktion unstrittig, dass Beck selbst einen Vorschlag machen solle. Wann die Entscheidung falle, bestimme die SPD selbst.

(ap)
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