Bundespräsidentenwahl Beate Klarsfeld will kein "Anti-Gauck" sein

Berlin · Am 18. März wird die Bundesversammlung einen neuen Bundespräsidenten wählen. Die Linken wollen Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld nominieren. Der Kandidat von CDU/CSU, FDP, Grünen und SPD heißt Joachim Gauck. Klarsfeld selbst will bei einer Nominierung nicht als "Anti-Gauck" auftreten.

 Beate Klarsfeld will auf keinen Fall als "Anti-Gauck" ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten gehen.

Beate Klarsfeld will auf keinen Fall als "Anti-Gauck" ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten gehen.

Foto: dpa, Karlheinz Schindler

"Das will ich nicht. Auf gar keinen Fall", sagte die 73-jährige Deutsch-Französin der Online-Ausgabe des Berliner "Tagesspiegels". Eine Nominierung würde sie als Anerkennung ihrer Arbeit ansehen. Die Politik der Linken vertrete sie allerdings nicht.

 1968 erlangte Klarsfeld durch eine Ohrfeige gegen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (nicht im Bild) schlagartig Berühmtheit.

1968 erlangte Klarsfeld durch eine Ohrfeige gegen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (nicht im Bild) schlagartig Berühmtheit.

Foto: dpa, dpa

Auch im Gespräch mit "Zeit Online" machte Beate Klarsfeld deutlich, dass sie für eine Kandidatur zur Verfügung stehe. Joachim Gauck bezeichnete sie als "sehr moralischen Kandidaten".

Die Linke wollte am Nachmittag in einer Spitzenrunde entscheiden, ob sie Gauck als dem Kandidaten von Union, SPD, FDP und Grünen einen eigenen Personalvorschlag entgegensetzt. Klarsfeld war am Wochenende von Parteichefin Gesine Lötzsch in einer Parteitagsrede ins Gespräch gebracht worden. Die in Paris lebende gebürtige Berlinerin meldete sich daraufhin nach eigenen Angaben selbst bei Lötzsch. "Ich habe gehört, dass Gesine Lötzsch am Samstag auf einem Parteitag in einer Rede über mich gesprochen hat. Daraufhin habe ich sie angerufen", sagte sie "Zeit Online".

Klarsfeld räumte ein, dass sie bei einigen Vertretern der Linken auch Skepsis hervorrufe. "Meine Solidarität mit Israel wird in manchen Parteikreisen kritisch gesehen. Ich bekomme unfreundliche E-Mails."

Der Parteivorsitzende Klaus Ernst bezeichnete Klarsfeld im NDR als eine "absolut respektable Persönlichkeit". In der Linken gibt es aber auch Stimmen, die für einen Verzicht auf eine eigene Kandidatur oder für den Boykott der Bundespräsidentenwahl plädieren. Die Partei stellt etwa 10 Prozent der Wahlleute in der Bundesversammlung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sie von der Suche nach einem Konsenskandidaten ausgeschlossen.

Klarsfeld hatte 1968 Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auf einem CDU-Parteitag geohrfeigt und ihn wegen seiner NSDAP-Vergangenheit als Nazi beschimpft. Später bemühte sie sich zusammen mit ihrem Mann Serge Klarsfeld um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern wie den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie.

(dpa)
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