Bauern und Tierschützer Entscheidung bei Ferkelkastration gefordert

Münster · In dieser Woche treffen sich die Landwirtschaftsminister in Münster. Dann erwarten Tierhalter und Tierschützer eine Entscheidung zum Thema Ferkelkastration. Die Zeit drängt.

 Ein Landwirt untersucht in seinem Stall ein Ferkel.

Ein Landwirt untersucht in seinem Stall ein Ferkel.

Foto: dpa

In der Debatte um den künftigen Umgang mit der Ferkelkastration fordern Bauern und Tierschützer eine rasche Entscheidung. Vom kommenden Jahr an dürfen männliche Ferkel nicht mehr ohne Betäubung kastriert werden. Über das Thema wird ab Mittwoch auch beim Treffen der Agrarminister von Bund und Ländern in Münster beraten.

Ferkel werden kastriert, um den von vielen Verbrauchern als störend empfundenen Ebergeruch beim Erhitzen des Fleisches auszuschließen. Bisher war es üblich, dass Landwirte die Tiere kurz nach ihrer Geburt ohne Betäubung kastrierten. Diese seit Jahren nur geduldete Praxis wird mit Beginn des nächsten Jahres nicht mehr erlaubt sein.

Diskutiert werden nun unterschiedliche Wege, um den Interessen von Tierschutz und Verbrauchern gerecht zu werden. Der Deutsche Tierschutzbund fordert in diesem Zusammenhang ein Verbot der Lokalanästhesie bei Kastrationen, weil die Tiere dabei eventuell weiter Schmerzen erleiden müssten. Verbandssprecherin Lea Schmitz sagte: "Aus Tierschutzsicht ist dieses Verfahren abzulehnen."

Landwirtschaftsorganisationen, Tiermedizin und Fleischindustrie fordern dagegen die Anerkennung der Lokalanästhesie bei der Ferkelkastration, wie aus einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Positionspapier hervorgeht. Erwartet wird, dass sich auch das nordrhein-westfälische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium für diese Methode stark machen wird.

Eine Alternative könnte auch die Jungebermast sein - dabei wird auf eine Kastration ganz verzichtet. Allerdings gilt das Halten von nicht kastrierten männlichen Masttieren als nicht ganz einfach, weil sie aggressiver sind als kastrierte Tiere. Außerdem muss das Fleisch dann in den Schlachthöfen gezielt auf den möglicherweise auftretenden Ebergeruch untersucht werden. Das geschieht durch speziell ausgebildete Mitarbeiter, die an den Schlachttieren schnuppern. Auf den Schlachthöfen sind die Kapazitäten dafür begrenzt.

Denkbar wäre auch eine Impfung gegen Ebergeruch oder die Ferkelkastration unter Vollnarkose. Kastrationsverfahren unter Vollnarkose sind allerdings oft aufwendig und entsprechend teuer. Das in der Biohaltung praktizierte Verfahren mit Isofluran darf nur ein Tierarzt vornehmen, das Mittel ist eigentlich für Schweine auch nicht zugelassen, wird aber ausnahmsweise seit einigen Jahren verwendet.

Bei dem als "4. Weg" bezeichneten Verfahren wird auf eine Vollnarkose verzichtet und den Ferkeln ein Lokalanästhetikum gespritzt. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert, dass Studien zufolge bei dieser Methode Schmerzen bei der Kastration nicht ausgeschlossen sind. Die Befürworter aus Landwirtschaft, Tiermedizin und Fleischindustrie beziehen sich dagegen auf andere Studien, nach denen das Verfahren sehr wohl Schmerzen beim Tier wirksam ausschaltet.

(csr)
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