Liberale wollen angeblich den Konzern zerschlagen Bahn-Aufsichtsratschef Müller im Visier der FDP

Berlin (RPO). Seit der Bundestagswahl kann sich Bahn-Aufsichtsratschef Werner Müller offenbar nicht mehr auf den Rückhalt des Eigentümers Bundesrepublik verlassen. Zeitungsberichten zufolge will die FDP Müller so bald wie möglich auswechseln. Auch zwischen Bahnchef Rüdiger Grube und den Liberalen zeichnen sich Spannungen ab.

Liberale wollen angeblich den Konzern zerschlagen: Bahn-Aufsichtsratschef Müller im Visier der FDP
Foto: DDP

Die "Welt am Sonntag" meldete am Samstag vorab, die FDP wolle ihn so bald wie möglich auswechseln. Zugleich zeichnete sich ein Dissens zwischen Bahnchef Rüdiger Grube und den Liberalen über die Zukunft des integrierten Konzerns ab, wie der "Spiegel" meldete.

Müller genieße einen guten Ruf bei Kanzlerin Angela Merkel, werde zwar in der Union und im Aufsichtsrat eingeräumt. Er habe stets präzise informiert und "umgesetzt, was besprochen war". Dennoch machte das Blatt auch in der Union über den ehemaligen Wirtschaftsminister aus: "Sobald ein Nachfolger gefunden ist, muss er gehen", zitierte es einen nicht näher genannten Unionspolitiker.

Der langjährige verkehrspolitische Sprecher der FDP, Horst Friedrich, der allerdings dem neuen Bundestag nicht mehr angehört, hatte schon vor zwei Jahren angekündigt, dass die Liberalen im Falle einer Regierungsbeteiligung auf Bundesebene Müller umgehend auswechseln werden.

Friedrichs Nachfolger Patrick Döring hatte gleich nach der Bundestagswahl erklärte: "Wer die Interessen des Bundes im Bahn-Aufsichtsrat vertritt, werden wir anders gewichten, als das bisher der Fall war, auch bei der Person des Aufsichtsratsvorsitzenden." Die FDP hat Müller nicht verziehen, dass er die Liberalen in vergangenen Jahren kaum in Bahn-Angelegenheiten informiert und auch nach dem Wahlsieg am Sonntag keinen Kontakt gesucht habe.

Schrittweise Privatisierung

Die FDP will darüber hinaus nach einer Meldung des "Spiegels" die Bahn schrittweise privatisieren, was auf den energischen Widerstand von Bahn-Chef Rüdiger Grube stoßen dürfte. Er machte in der vergangenen Woche mehrmals klar, dass er die Beibehaltung des integrierten Konzerns ebenso wie sein Vorgänger Hartmut Mehdorn als Grundvoraussetzung für das Betreiben der Deutschen Bahn AG auffasst.

Die Liberalen haben in ihrem Wahlprogramm eine schrittweise Privatisierung der Transport- und Logistiksparte des Unternehmens gefordert; dieses Ziel wollen sie nun in den Koalitionsverhandlungen mit der Union festschreiben.

Grube berief sich auf den Erfolg des konzerninternen Arbeitsmarktes. Damit könnten wegfallende Jobs, beispielsweise im Güterverkehr, durch neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen ersetzt werden. Wenn die Bahn die derzeitige Krise ohne Entlassungen überstehen wolle, zitierte das Blatt sagte Grube, sei sie auf innerbetriebliche Lösungen angewiesen. Seit Mitte der 90er Jahre seien durch die interne Vermittlung annähernd 50.000 Arbeitsplätze gerettet worden.

(AP/jre)
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