DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley ist gestorben

Berlin (RPO). Die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley ist tot. Sie erlag am Samstagmorgen im Alter von 65 Jahren einem Krebsleiden, wie die Robert-Havemann-Gesellschaft in Berlin mitteilte. Ihre letzten Stunden verlebte sie im engen Familienkreis. Bohley galt als eine Symbolfigur der Friedlichen Revolution in der DDR.

Bilder aus dem Leben Bärbel Bohleys
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Bohley strab am Samstagmorgen im mecklenburg-vorpommerschen Gehren. Sie gehörte zu den Gründern der Bürgerbewegung Neues Forum. Die Robert-Havemann-Gesellschaft ehrte sie als eine "streitbare und unbequeme Kämpferin für Menschen- und Bürgerrechte". Sie sei ab Mitte der 1980er Jahre Stimme der DDR-Opposition gewesen und wegen ihrer Aktivitäten mehrfach inhaftiert worden.

Bohley wurde am 24. Mai in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau absolvierte sie in der DDR ein Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit dem Abschluss "Diplom-Malerin".

Als erklärte Pazifistin wurde sie 1982 Gründungsinitiatorin des unabhängigen Netzwerkes "Frauen für den Frieden". Später setzte sie sich verstärkt für mehr öffentliche Diskussionen, für Meinungs-, Reise- und Versammlungsfreiheit in der DDR ein. Im Wendejahr 1989 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums und war Mitunterzeichnerin des Aufrufs "Die Zeit ist reif" in dem ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel in der DDR gefordert wurde.

Im September 1990 besetzte Bohley zusammen mit anderen Aktivisten das Stasiakten-Archiv in der Berliner Normannenstrasse. Diese Aktion führte letztendlich zur gesetzlich geregelten Einsicht in die Stasi-Unterlagen.

Ab 1996 lebte und arbeitete sie laut Havemann-Gesellschaft vorwiegend im ehemaligen Jugoslawien. Sie organisierte in Bosnien ein Wiederaufbauprogramm und ermöglichte Waisen und Kindern aus Flüchtlingsfamilien des ehemaligen Jugoslawiens gemeinsame Sommerferien in Kroatien. 2008 kehrte sie nach Deutschland zurück und lebte in Berlin-Prenzlauer Berg.

Vergangenes Jahr erhielt Bohley den Quadriga-Preis, der jährlich vom Berliner Verein Werkstatt Deutschland verliehen wird und mit dem Persönlichkeiten geehrt werden, die durch ihr Engagement ein Zeichen für Aufbruch, Erneuerung und Pioniergeist gesetzt haben.

(apd/ddp/pst)
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