Kampf gegen Russland US-Soldaten bilden Ukrainer in Deutschland aus

Washington/Kiew/Moskau · Zeitgleich zu neuerlichen russischen Angriffen und einer unübersichtlichen Gefechtslage in der Ostukraine haben die USA mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland und anderen Ländern begonnen.

 US-Soldaten stehen in Wiesbaden-Erbenheim auf der US-Airbase vor einer US-Flagge (Archivbild).

US-Soldaten stehen in Wiesbaden-Erbenheim auf der US-Airbase vor einer US-Flagge (Archivbild).

Foto: dpa/Frank May

Dies bestätigte der Sprecher des US-Verteidigungsministers, John Kirby. Es gehe um den Umgang mit Haubitzen und anderen Waffensystemen, die Kiew zur Unterstützung im Krieg gegen Russland bekomme. Russische Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Hunderte militärische Ziele im Osten der Ukraine getroffen - der ukrainische Generalstab spricht hingegen von erfolglosen Angriffen.

Das ukrainische Militär werde an mehreren Standorten außerhalb der Ukraine trainiert, darunter Deutschland, sagte Kirby. Das Training der Soldaten auf deutschem Boden habe bereits begonnen. Zu den anderen Standorten könne er keine Angaben machen. Die USA statten die Ukraine im großen Stil mit Waffen und Munition aus.

Während die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland nur schleppend verlaufen, werden die Gefechte mit aller Härte fortgesetzt. Beide Seiten berichteten von militärischen Erfolgen im heftig umkämpften Osten des Landes. Die russische Seite gab an, mehr als 380 ukrainische Militärobjekte getroffen zu haben. Die Luftwaffe habe etwa in der Nacht vier Munitionslager und ein Kraftstoffdepot zerstört, teilte das russische Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit. Zudem seien 120 ukrainische Kämpfer „vernichtet“ worden. Überprüfbar waren diese Angaben nicht.

Der ukrainische Generalstab bestätigte am Samstag zwar neue Angriffe russischer Truppen - allerdings seien diese erfolglos geblieben. Es gebe an mehreren Stellen Versuche der russischen Streitkräfte, ins Landesinnere vorzustoßen. Allerdings würden die Attacken abgewehrt. In den umkämpften Gebieten Luhansk und Donezk im Osten seien 14 Angriffe abgewehrt worden. Die ukrainischen Streitkräfte hätten elf Panzer, neun Drohnen und sieben Artilleriesystem vernichtet. Die ukrainische Armee sprengte zudem eine Eisenbahnbrücke im Gebiet Donezk, wie die „Ukrajinska Prawda“ schrieb. Dabei sei ein russischer Güterzug getroffen worden. Der Weg mit der Bahn in die Stadt Lyman im Epizentrum der Kämpfe in der Ostukraine sei damit zerstört.

Russland ist nach Angaben der britischen Geheimdienste gezwungen, seine Streitkräfte im Nordosten der Ukraine nach gescheiterten Vorstößen neu aufzustellen. Dies geht aus einem Bericht hervor, den das Verteidigungsministerium in London veröffentlichte. Das russische Militär habe erschöpfte Einheiten aus den gescheiterten Vorstößen zusammenlegen und umgruppieren müssen. „Viele dieser Einheiten leiden wahrscheinlich unter einer geschwächten Moral.“ Defizite bei der taktischen Koordination bestünden weiter.

Unklar blieb weiter die Lage um das Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol. In den Bunkeranlagen der Industriezone sollen sich nach russischen Angaben rund 2500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben. Der Ukraine zufolge warten dort vor allem 1000 Zivilisten auf ihre Rettung, darunter auch Kinder. Kiew und Moskau hatten sich unter Vermittlung von UN-Generalsekretär António Guterres bereiterklärt, eine humanitären Korridor für die Flucht der Zivilisten einzurichten. Ergebnisse lassen jedoch auf sich warten. Russische Nachrichtenagenturen berichteten am frühen Abend, dass einige Zivilisten in Sicherheit gebracht worden seien.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf dem westlichen Militärbündnis in einem Interview der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua vor, das Ende der „Spezialoperation“ - wie Moskau den seit mehr als zwei Monate dauernden russischen Angriffskrieg nennt - durch Waffenlieferungen und politische Vereinbarungen zu verhindern. Die Gespräche würden durch „militante Rhetorik und hetzerische Aktionen der westlichen Unterstützer von Kiew“ behindert.

Im arabischsprachigen Sender Al-Arabija warnte Lawrow, Russland kenne die Routen, über die die Ukraine aus dem Westen Waffen bekomme. Die Waffen sollten nun Ziel werden, „sobald sie das Territorium der Ukraine erreichen“. Er sagte aber auch, dass sich Russland nicht im Krieg mit der Nato sehe. Sein Land drohe nicht mit Atomwaffen, westliche Medien übertrieben bei diesem Thema. „Wir „spielen“ nicht mit einem Atomkrieg“, sagte er.

Russland will die Verhandlungen mit der Ukraine laut Lawrow fortsetzen. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einem Bericht der Zeitung „Ukrajinska Prawda“ mit einem Abbruch gedroht. Er forderte direkte Verhandlungen mit Kremlchef Wladimir Putin, wozu Russland bislang nicht bereit ist. Die Verhandlungen hatten vier Tage nach der russischen Invasion am 24. Februar begonnen.

Der Krieg in der Ukraine stand auch im Mittelpunkt eines Parteitags der CSU in Würzburg. CSU-Chef Markus Söder warf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Ampel-Koalition eine zögerliche Haltung vor. „Deutschland macht seit Wochen eine peinliche Figur“, kritisierte er. CSU-Generalsekretär Stephan Mayer sagte über Scholz, es brauche in dieser Lage einen Kapitän „und nicht nur einen Leichtmatrosen“.

Über den Krieg beriet auch ein kleiner Parteitag der Grünen in Düsseldorf. Parteichef Omid Nouripour verteidigte die militärische Unterstützung der Ukraine, erklärte aber zugleich: „Wir werden immer Friedenspartei bleiben.“ Als Regierungspartei schauten die Grünen der Realität ins Gesicht. Das bedeute keinen Abschied vom Bemühen um friedliche Konfliktlösungen. Der Einsatz von Militär dürfe nur „ein aller-, allerletztes Mittel“ sein. Die Lage in der Ukraine zwinge die Grünen nun, Dinge zu tun, die sie vor einigen Wochen nicht getan hätten, darunter die Lieferung schwerer Waffen.

(felt/dpa)
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