Horst Seehofer im Aufwind Auf den Spuren von Strauß

München (RP). Der Ende Oktober gewählte bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer hat es nach wenigen Amtswochen geschafft, seinen tief verunsicherten bajuwarischen Anhängern zumindest den Hauch eines Gefühls von Staat- und Stattlichkeit zurückzugeben. Auch die CDU-Spitze in Berlin nimmt die neue CSU-Führung wieder ernst.

Horst Seehofer im Profil
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Horst Seehofer gehört — anders als sein Vorgänger Günther Beckstein — zu den Menschen, die den Raum zu füllen scheinen, wenn sie ihn betreten. Das hat mit der 1,90-Meter-Statur zu tun und mit dem Amt als Ministerpräsident eines Bundeslandes, das sich Freistaat nennt und als Primus unter den Ländern fühlt. Seehofers Vorgänger besaß weder die Gabe noch die Lust zum großen Auftritt. Seehofer aber weiß: Als Nummer eins im Freistaat verkörpert er auch 1500 Jahre bayerischer Staatlichkeit. Damit überragt der neue Ministerpräsident politisch-historisch andere deutsche Regierungschefs.

Seit 27. Oktober amtiert der 59 Jahre alte Ingolstädter in der Staatskanzlei am Münchner Hofgarten. Den von Beckstein entfernten Bronzekopf von Franz Josef Strauß holte Seehofer zurück in sein Dienstzimmer. Gegen die prachtvolle Staatskanzlei, eine architektonisch gewagte Mischung aus alt und jung, wirken die Etagen-Unterbringung des NRW-Regierungschefs kümmerlich und das Kanzleramt neureich.

Der neue Machtfaktor im politischen Gefecht der Wichtigen lässt sich nach getaner Arbeit — oft erst gegen Mitternacht — 70 Kilometer ins Ingolstädter Familienhaus fahren. Seehofers Tag beginnt um sechs. Am Frühstückstisch ist er wortkarg, vertieft in die Zeitung. Und auch spätabends ist er nicht der Typ Ehemann, der Ehefrau Karin vom Tagwerk berichtet.

Seehofer kann delegieren, sucht Beratung, "vertilgt" nicht wie Vorvorgänger Stoiber noch im Auto Akten. Privat aber schätzt er die Rolle des "Alleiners", wie SPD-Chef Franz Müntefering sich einmal beschrieben hat.

Schwester Christa und Bruder Dieter erzählen, dass Bruder Horst erst so richtig mit sich und der Welt zufrieden sei, wenn er allein im Altmühltaler Ferienhaus-Keller die 16 Züge seiner Modelleisenbahn bewegen kann.

(RP)
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