Digitales Derblecken Diese Pointe landete Laschet gegen Söder beim „Kanzlergipfel“ am Nockherberg

München · Vor einem Jahr musste der Starkbieranstich auf dem Nockherberg wegen der Corona-Krise kurzfristig abgesagt werden. 2021 flüchtet die beliebte bayerische Traditionsveranstaltung mit ihrem Politikerspott ins Netz.

 NRW-Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet ist dem Starkbieranstich aif dem Nockherberg vom Ratskeller des Aachener Rathauses zugeschaltet.

NRW-Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet ist dem Starkbieranstich aif dem Nockherberg vom Ratskeller des Aachener Rathauses zugeschaltet.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Bei seiner Nockherberg-Premiere als CDU-Chef hat Armin Laschet gut lachen. Zugeschaltet aus dem historischen Rathaus in seiner Heimatstadt Aachen hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident beim ersten digitalen Derblecken der Geschichte am Freitagabend sichtlich Spaß. Genau wie viele andere der Spitzenpolitiker, die im Verlauf der Live-Sendung im Bayerischen Fernsehen beim ersten „Distanz-Nockherberg“ immer wieder eingeblendet werden. Zur Erinnerung: 2020 wurde die Veranstaltung kurzfristig wegen der Pandemie abgesagt.

Der einzige, der während der Fastenpredigt von Kabarettist Maximilian Schafroth auf einem Dauer-Großbildschirm auf der Bühne steht, ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, zugeschaltet aus der Staatskanzlei. Und der CSU-Chef ist es auch, der für seine Corona-Politik gleich zu Beginn ordentlich mit Spott überzogen wird: „Markus, du Don Juan de Corona. Die Herzen fliegen dir zu. Du bist auf dem Zenit, Markus, und alle machen was du sagst.“ Weiter: „Wie du in Bayern durchregierst, die Gehsteige rauf und runter klappst, mit Hüftschwung um den Landtag rumregierst.“

Schafroths Experiment, ein digitales Derblecken, wie das Abwatschen in der Fastenpredigt in Bayern genannt wird, war ein Risiko, aber es ist gelungen. Auch wenn wegen der Corona-Krise erstmals kein Publikum im Saal auf dem Nockherberg zugelassen war, kommt das Format wegen gut ausgewählter Zuschaltungen der verspotteten Politiker aus Bund und Land sowie gelungener Liedbeiträge kurzweilig daher.

Schafroth nutzte die digitale Möglichkeit, sich in seiner Predigt auch auf die Bundestagswahl am 26. September einzuschießen, sozusagen einen „Kanzlergipfel“ einzuberufen. Denn neben Söder und Laschet ist auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) mit von der Partie. Der Hanseat wirkte hinter seinem Tisch mit Bierkrug und Brotzeitbrettl aber ähnlich kühl wie die blaue Wand hinter ihm. In Anspielung an den Zoff mit Söder bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch in Berlin hielt Scholz ab und an einen Schlumpf in die Kamera. Söder hatte Scholz in der Sitzung unter anderem mit dem Satz attackiert, er solle nicht so „schlumpfig herumgrinsen“.

Schafroth lobte Scholz aber dennoch mit einer ordentlichen Portion Ironie dafür, dass er als „aktuell einziger Kanzlerkandidat der Bundesrepublik“ für die SPD ins Rennen zu gehen: „Lieber Olaf, Gratulation zu deinem Mut. Also wenn die Bundestagswahl die Bundesjugendspiele wären, dann machst den 1000-Meter-Lauf von Anfang an und der Markus (Söder) rennt kurz vor der Ziellinie aus`m Gebüsch und sagt: "Leudde, so anstrengend war‘s jetzt auch wieder nicht"“, In Berlin würden sie schon bei dem Gedanken zittern, dass Söder im Kanzleramt rumlaufe. „Die holen schon die Kruzifixe aus dem Keller.“

Vielleicht renne aber am Ende gar nicht Söder aus dem Gebüsch, sondern Laschet, spottete Schafroth. „Der Markus und du, ihr seid, "Ziemlich beste Freunde" gell. Der Maggus ist nur so nett zu dir, weil er denkt, dass du die Bundesjugendspiele im Rollstuhl-NRW eh nicht schaffst.“ Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Grünen-Chefs Robert Habeck und Annalena Baerbock nicht unter den zugeschalteten Gästen waren.

Abgesehen von Schafroth kann am Ende Laschet mit Fug und Recht von sich behaupten, eine echte Pointe gesetzt zu haben. Wer höre, wie Söder beim Starkbieranstich an diesem Abend als „Salve pater patriae“ angesprochen (Sei gegrüßt, Vater des Vaterlands), verstehe, dass Söder „unbedingt in Bayern bleiben will“. Ob Söder in diesem Moment auch gelacht hat, war nicht zu sehen.

(peng/dpa)
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