CDU-Vorsitzende selbstkritisch Kramp-Karrenbauer räumt Fehler im ersten Jahr ihrer Amtszeit ein

Berlin · Kurz vor dem CDU-Parteitag in Leipzig hat die Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer Fehler in ihrem ersten Amtsjahr eingeräumt. Unter anderem habe ihre Partei zu langsam auf das Video von Youtuber Rezo reagiert.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat Fehler und schlechtes Krisenmanagement im ersten Amtsjahr eingeräumt. „Das ist natürlich nicht spurlos an mir vorübergegangen. Das kann man an Umfragewerten sehen, das kann man natürlich auch an Diskussionen in der Partei sehen“, sagte Kramp-Karrenbauer in einem am Dienstag und damit kurz vor dem CDU-Parteitag in Leipzig veröffentlichten Interview für die ARD-Dokumentation „Die Notregierung - Ungeliebte Koalition“. Die Sendung soll am 2. Dezember ausgestrahlt werden.

Der Chef des Unions-Nachwuchses von der Jungen Union (JU), Tilman Kuban, pochte Kostenpflichtiger Inhalt im Interview mit unserer Redaktion erneut gegen den Willen der Vorsitzenden darauf, per Urwahl über die künftige Kanzlerkandidatur der Union zu entscheiden. Auf dem am Freitag beginnenden CDU-Parteitag dürfte es ein öffentliches Schaulaufen zwischen Kramp-Karrenbauer und ihrem bei der Wahl zum Parteivorsitz unterlegenen damaligen Kontrahenten Friedrich Merz geben. Dass in Leipzig über die künftige Kanzlerkandidatur der Union entschieden wird, gilt aber als so gut wie ausgeschlossen.

Kramp-Karrenbauer sagte der ARD: „Eine Partei, die CDU insbesondere, will natürlich immer eine Vorsitzende, von der sie weiß: Die steht da vorne, auf die kann ich mich verlassen, die macht keine Fehler.“ Natürlich habe die Partei aber ihre Fehler wahrgenommen.

Die CDU-Vorsitzende lastete sich etwa Versäumnisse beim Europa-Wahlkampf im Frühjahr an. Sie habe die Umstrukturierungen in der Parteizentrale nach der Übernahme des Parteivorsitzes nicht konsequent genug vorangetrieben. „Das war kein Wahlkampf aus einem Guss. Und das hat man dieser Kampagne angemerkt. Das war ein wirklicher Fehler.“ Auch bei der Debatte über Maßnahmen gegen den Klimawandel sei die CDU anfangs falsch aufgestellt gewesen.

Selbstkritisch äußerte sich Kramp-Karrenbauer auch über die Reaktion auf das Video „Die Zerstörung der CDU“ des Youtubers Rezo. „Die Entscheidungen, wann reagieren wir, wie reagieren wir, sind in einer unglaublichen Hektik gefallen, wo jeder der Beteiligten immer zwischen zwei Wahlkampfauftritten gerade mal fünf Minuten Zeit hatte, um miteinander zu telefonieren. Das war grundlegend falsch.“ Die CDU hätte „von Anfang an sehr schnell eine Reaktion setzen müssen gegen das Video. Es wäre erst einmal egal gewesen, welche Reaktion. Sie hätte nur sehr schnell erfolgen müssen.“

(jco/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort