Integrationsbeauftragte schockiert Angriff auf Rabbi - Entsetzen in Berlin

Berlin · Der antisemitische Angriff auf einen Rabbiner im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Friedenau hat international eine Welle der Empörung und der Fassungslosigkeit ausgelöst. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung zeigte sich schockiert.

 Jugendliche haben am Dienstagabend einen Rabbi in Berlin angegriffen und schwer verletzt.

Jugendliche haben am Dienstagabend einen Rabbi in Berlin angegriffen und schwer verletzt.

Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Das israelische Außenministerium verurteilte die Tat als "brutalen Akt von Rassismus". Israel hoffe, dass Deutschland die Verantwortlichen vor Gericht bringe, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums.

Am Dienstagabend war der Rabbiner, bekleidet mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung Kippa, mit seiner sechsjährigen Tochter in Berlin-Friedenau unterwegs. Dort war er von offenbar arabischstämmigen Jugendlichen angegriffen worden. Er erlitt einen Jochbeinbruch. Dem kleinen Mädchen drohten die Täter mit dem Tod. Bislang fehlt von den Tätern jede Spur.

Entsetzen auch in Deutschland

Auch in Deutschland stieß die Tat auf Entsetzen. Der katholische Kardinal Rainer Maria Woelki sagte: "Wer Menschen schlägt, verletzt und einschüchtert, kann sich dabei nicht auf Gott berufen." Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, betonte: "Solche Taten erzeugen bei Muslimen tiefste Abscheu." Er sprach sich für einen verstärkten Dialog der Religionsgemeinschaften aus.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, nannte den Angriff "abscheulich" und bezeichnete ihn als "bösartigen Angriff auf das Judentum in Deutschland". Graumann zeigte sich auch besorgt über einen "Zuwachs an Antisemitismus" unter Muslimen. Er wünsche sich, dass die "Vertreter der muslimischen Community nun endlich ihren Worten auch Taten folgen lassen und viel offensiver und entschlossener in den eigenen Reihen gegen Antisemitismus vorgehen".

Kein Einzelfall

Nach Beobachtung der jüdischen Anti-Defamation League ereignen sich ähnliche antisemitische und fremdenfeindliche Vorfälle mit "alarmierender Häufigkeit" in ganz Europa.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, zeigte sich "schockiert". Polizei und Staatsanwaltschaft seien jetzt gefordert, die Angreifer schnellstmöglichst ausfindig zu machen und festzunehmen. "Die Botschaft muss lauten: Für Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus ist kein Platz in unserem Land", sagte Böhmer.

"Wir dürfen es nicht hinnehmen, wenn die Werte unseres Grundgesetzes verletzt und missachtet werden." Jeder müsse sich darauf verlassen können, dass er seine Religion ungefährdet ausüben und leben kann.

Maria Böhmer appellierte an die Bürger: "Jeder Einzelne ist gefordert, seinen Beitrag für ein gutes Miteinander zu leisten. Und zugleich in der Pflicht, aufzustehen, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer bedroht oder ausgegrenzt werden."

(qua)
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