Treffen im englischen Cornwall Merkels letzter G7-Gipfel

Berlin/Carbis Bay · Angela Merkel ist am Freitag nach Cornwall gereist - zum Treffen der führenden Industrienationen. Die Kanzlerin ist die dienstälteste G7-Regierungschefin- und wird den letzten Gipfel aus einem bestimmten Grund genießen.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer begrüßen den britischen Premier Boris Johnson. Foto: hil Noble, Pool via AP.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer begrüßen den britischen Premier Boris Johnson. Foto: hil Noble, Pool via AP.

Foto: AP/Phil Noble

Sie ist zurück auf der Weltbühne. Nicht virtuell, sondern persönlich. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat aufgrund der Corona-Pandemie lange Zeit auf Auslandsreisen verzichtet, Ausnahme war ab und an Brüssel. Doch am Freitag setzt ihre Maschine im südwestenglischen Cornwall auf. Es ist ihr letzter Gipfel im Kreis der Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industriestaaten (G7). Den wollte sie sich, bereits einmal geimpft, nicht von der Pandemie nehmen lassen. Ihr Ehemann Joachim Sauer begleitet sie. Beim Eintreffen am Freitagmittag hebt sie die Bedeutung von internationaler Zusammenarbeit hervor - so wie sie es in den vergangenen Jahren immer getan hat. Ihr Lob des Multilateralismus verhallte in den USA in der Ära des US-Präsidenten Donald Trump lange ungehört. Doch Merkel hat Trump politisch überlebt und trifft in Cornwall nun auf US-Präsident Joe Biden.

Biden zum ersten Mal als Präsident begegnen zu können, „ist natürlich etwas Wichtiges. Denn er präsentiert und repräsentiert das Bekenntnis zum Multilateralismus, das uns doch in den letzten Jahren gefehlt hat“, sagt Merkel vor dann kurz nach der Ankunft. „Deshalb werden wir hier ein starkes Wort für den Multilateralismus sagen und auch für den wertebasierten Multilateralismus“, betont die Kanzlerin. Dies werde „natürlich auch zu einer Auseinandersetzung mit Russland, aber auch in einigen Aspekten mit China führen“. Zugleich unterstreicht sie: „Auf der anderen Seite brauchen wir alle in der Welt.“ Man wolle zusammenarbeiten, gerade in dem Bereich des Klimaschutzes und der Biodiversität. „Da werden wir niemals Lösungen ohne China erreichen.“

Merkel nennt als zentrale Themen des Gipfels die Überwindung der Corona-Pandemie und alle Fragen, die mit dem Impfen zusammenhingen. „Ich hoffe, dass wir hier sehr gute Ergebnisse erreichen, um zu zeigen: Wir denken nicht nur an uns, sondern wir denken auch an diejenigen, die noch keine Chance haben, geimpft zu werden“ - vor allem in den Ländern Afrikas, aber auch in anderen Ländern. Zudem gehe es darum, wie man die Weltwirtschaft wieder ankurbeln könne. Sie freue sich auf die Diskussionen und auch auf den Empfang durch Prinz Charles und die Teilnahme der Queen. Die Beratungen „in einem wunderschönen Umfeld“ würden hoffentlich zu guten Resultaten führen. Darauf deuteten jedenfalls die Vorbereitungen hin. Man merkt: Die Kanzlerin freut sich. Sie hat ausgeharrt, kann sich als Verteidigerin des westlichen Wertekanons in der Ära der Trump-Jahre feiern lassen.

„Der Westen ist zurück“ - diese Botschaft steht hinter dem Cornwall-Gipfel. US-Präsident Biden will mit seiner Teilnahme an drei aufeinanderfolgenden Gipfeln - neben G7 und Nato auch das EU-USA-Treffen am Montag - die enge Verbundenheit vor allem mit den europäischen Partnern demonstrieren.So kommt die Nachricht am Freitag auch nicht überraschend, dass Merkel am 15. Juli im Weißen Haus empfangen wird. Der Besuch der Kanzlerin werde „die engen bilateralen Verbindungen" zwischen Deutschland und den USA stärken, hieß es am Mittag aus Washington.

Unter Trump gerieten die Treffen der G7 jedes Mal zu einem Vabanque-Spiel. Beim G7-Gipfel im kanadischen Charlevoix 2018 zum Beispiel: Heraus kam damals ein Minimalkonsens, bei dem Trump beim Kampf gegen den Plastikmüll in den Ozeanen genauso ausscherte wie beim Dauerthema Klimaerwärmung. Kaum war der US-Präsident abgereist, zog er seine Zustimmung zu dem Papier gänzlich zurück. Das hatte es zuvor so noch nie gegeben.

Eine wichtige Nachricht gab es schon vor dem eigentlichen Gipfel. Der gastgebende britische Premierminister Boris Johnson erklärte, er erwarte Zusagen über eine Milliarde Impfdosen, die weltweit verteilt werden sollten. Deutschland kündigte an, bis Ende des Jahres 30 Millionen Impfdosen zu spenden. Diese sind Teil der europäischen Ankündigung, 100 Millionen Dosen zu spenden. Die Bundesregierung verwies darauf, dass Deutschland einer der größten Geldgeber der Covax-Initiative zur Verteilung von Impfstoffen an arme Länder ist. Die USA haben eine Spende von 500 Millionen Dosen bis nächsten Juni angekündigt.

Ein bisschen Aufregung in der deutschen Delegation gab es vor der Ankunft der Kanzlerin. Ein Delegationsmitglied hatte sich vorsorglich in Isolation begeben, nachdem in einem Hotel in dem Ort St. Ives mehrere Corona-Fälle bekannt geworden seien. Und das im Virusvarianten-Gebiet. Die Pandemie ist eben noch nicht vorbei.

(mün)
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