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Merkel steht erstmals wieder Rede und Antwort Putin, der Hund und die tapfere Kanzlerin

Analyse | Berlin · Analyse Angela Merkel hat sich erstmals seit dem Ende ihrer Kanzlerschaft einem Interview gestellt.

Angela Merkel spricht öffentlich über den Ukraine-Krieg
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Angela Merkel spricht öffentlich über den Ukraine-Krieg

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Foto: dpa/Fabian Sommer

Da sitzt sie auf der Bühne des Berliner Ensembles, in diesem schönen Saal mit den prächtigen Balkonen. Ein passendes Ambiente. Blauer Blazer, schwarze Hose, Angela Merkel, wie man sie kennt. Vor einem halben Jahr hat sie an Olaf Scholz das Kanzleramt übergeben, das sie 16 Jahre lang führte. Erstmals steht sie Rede und Antwort, nachdem die Zeit des „Auslüftens“, wie sie mal gesagt hat, vorbei ist. Mal ist Merkel in unterhaltsamer Plauderlaune, mal wird sie vehement. Da hat jemand wieder Erklärungsbedarf.

„Auslüften“ – für Merkel bedeutete dies mehr Bewegung, vor allem an der Ostsee: „Ein richtig dickes Buch mal zu lesen, das war schön.“ Sie hatte gedacht, dass ihr langweilig werden könnte. Wurde es aber nicht. Ostsee deshalb, „weil die Leute da an mich gewöhnt sind, darum sind sie auch sehr schweigsam“.

Die Fragen stellt ihr der Journalist und Schriftsteller Alexander Osang, der Merkel mehrfach porträtiert hat. Kurzweilig ist das Gespräch. „Wer bin ich heute?“, fragt Merkel sich sogar selbst. Die Antwort: „Ich bin Bundeskanzlerin a. D. Ich bin keine ganz normale Bürgerin.“

Sie müsse weiterhin vorsichtig sein, sich zu äußern. „Das ist auch nicht meine Aufgabe, Kommentare von der Seitenlinie zu geben“, sagt sie vehement: „Ich suche ja noch meinen Weg.“

Die Unterhaltung ist durchaus wohlig. Man erlebt eine Altkanzlerin, die mit sich und ihrer Politik weitgehend im Reinen ist. „Ich werde mich auch nicht entschuldigen“, hebt sie hervor. Manch einer hatte das nach dem Beginn des Ukraine-Krieges wegen ihrer Russlandpolitik gefordert. Merkel stellt klar: Sie habe nie daran geglaubt, „dass Putin durch Handel gewandelt wird“. Sie habe gewusst, wie er denke, und habe immer versucht, eine Eskalation zu verhindern.

Angela Merkel – herausragende Momente einer Kanzlerin (in Bildern)
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Angela Merkel – herausragende Momente einer Kanzlerin

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Foto: dpa/Peter Kneffel

In Sotschi 2007, als Putin sie mit dem Hund einschüchtern wollte, habe er ihr schon gesagt, dass der Zerfall der Sowjetunion für ihn das Schlimmste gewesen sei. Der Dissens habe sich über die Jahre immer fortentwickelt, am Ende sei es nicht gelungen, den Kalten Krieg tatsächlich zu beenden. Zum Hund sagt sie noch: „Eine tapfere Bundeskanzlerin muss mit so einem Hund fertig werden.“ Lachen im Publikum.

Merkel betont, es sei nicht gelungen, eine Sicherheitsarchitektur zu schaffen, die die Entwicklung hätte verhindern können. „Dieser Überfall auf die Ukraine findet keinerlei Rechtfertigung, ein brutaler, das Völkerrechte missachtender Überfall.“ Sie habe auch nicht den Eindruck, dass es etwas nütze, mit dem russischen Präsidenten zu reden: „Es gibt wenig zu besprechen, schon gar nicht, ohne mit der Ukraine zu sprechen.“

 Angela Merkel (CDU) spricht im Berliner Ensemble.

Angela Merkel (CDU) spricht im Berliner Ensemble.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Hat Putin gewartet, bis Merkel weg ist? „Kann sein, kann nicht sein.“ Sie habe nun aber Vertrauen in die neue Bundesregierung. „Das müssen jetzt andere machen, ich kann erahnen, wie schwer das ist“, so Merkel. Besonders stolz ist sie darauf, dass sie freiwillig aufgehört hat: „Das ist auch ein schönes Gefühl.“

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