Das Comeback der Angela Merkel Sie ist wieder da

Meinung | Berlin · Pünktlich zum Wahlkampfauftakt und zur Verzweiflung ihrer Gegner findet Kanzlerin Angela Merkel zur alten Form in der Zeit vor der Flüchtlingskrise zurück. Ihre legendäre Nervenstärke hat sich ausgezahlt.

 Armin Laschet und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Berliner CDU-Parteizentrale nach der gewonnenen Landtagswahl in NRW.

Armin Laschet und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Berliner CDU-Parteizentrale nach der gewonnenen Landtagswahl in NRW.

Foto: dpa, nie pil

Vor dem Hintergrund, dass der CDU mit ihrem Triple-Sieg bei den Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und insbesondere in NRW eine Sensation gelungen ist, fielen die Freudentänze eher bescheiden aus. Im Bewusstsein, dass Umfragewerte und Parteireferenzen inzwischen einer Achterbahnfahrt unterliegen, genoss die Union ihren Triumph klugerweise bescheiden. Demonstrative Bodenständigkeit kommt im Wahlkampf immer gut an.

Im nun startenden Bundestagswahlkampf wird nun doch wieder Merkel das Zugpferd für die Union. Lange sah es so aus, als könne die Kanzlerin nicht mehr an ihre alten Beliebtheitswerte anknüpfen. Die unkontrollierte Lage während der Flüchtlingskrise und ihre Dauerfehde mit CSU-Chef Horst Seehofer hatten Merkel mächtig an Reputation gekostet. Doch seitdem kaum noch Flüchtlinge nach Deutschland durchdringen und der verbale Beschuss aus Bayern eingestellt ist, steigen Merkels Beliebtheitswerte wieder und die Union insgesamt profitiert davon. Man erinnere sich: Vor etwa zwei Jahren, vor dem Ausbruch der Flüchtlingskrise, hatte Seehofer den Plan gefasst, mit der Union und Merkel als Aushängeschild die absolute Mehrheit bei der Bundestagswahl 2017 zu holen.

Merkels Nervenstärke ist legendär und wird eines Tages rückblickend auf ihre Amtszeit sicherlich als eine zentrale Säule ihres langen Machterhalts gewertet werden. Auch als die SPD mit ihren Umfragewerten im März und April durch die Decke schoss, ließ sich die CDU-Vorsitzende nicht aus der Reserve locken. Stattdessen regierte sie mit ihrer berüchtigten ruhigen Hand weiter, als stünden weder Landtagswahlen noch Bundestagswahlen ins Haus. Verblüffenderweise ging ihre Rechnung auf und der Schulz-Effekt verpuffte so schnell, wie er gekommen war.

Dennoch wird auch Merkel nicht mehr wie 2009 und 2013 im Schlafwagen an der Macht bleiben können. Die Union weiß das und richtet sich auf einen klassischen Wahlkampf ein. Sollte es in NRW tatsächlich zu einer schwarz-gelben Landesregierung kommen, wird diese Konstellation einen Lagerwahlkampf mit klaren Abgrenzung der großkoalitionären Partner voneinander befeuern. In den nächsten Monaten wird die Republik voraussichtlichen einen Mobilisierungswahlkampf auf beiden Seiten erleben.

Jenseits der polemisch geführten Wahlkampf-Auseinandersetzungen hat Merkel den entscheidenden Vorteil gegenüber Schulz, dass ihre Außenpolitik, ihre Anerkennung auf internationalem Parkett und ihr Ruf als Anführerin der freien Welt weiter Wasser auf ihre Mühlen spülen wird. Dies funktioniert freilich nur, solange nicht die Flüchtlingskrise zurückkehrt, Deutschland einen Terroranschlag erlebt oder Krisenherde der Welt konkret unseren Alltag bedrohen.

(qua)
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