Porträt Das ist Andrea Nahles

Machtbewusst war Andrea Nahles immer schon. Lange nutzte sie dies, um die Parteilinke in der SPD zu stärken – und ihre eigene Karriere voranzubringen. 2013 kam sie als Arbeits- und Sozialministerin im Zentrum der Macht an. Inzwischen ist sie SPD-Fraktionschefin. Ein Porträt.

Die SPD-Politikerin war vor dem Ministeramt Generalsekretärin der Partei, kümmerte sich auch um das Mitgliedervotum. In ihrer eigenen Partei aber wird Nahles nicht nur geliebt. Die Bilanz von Nahles als Generalsekretärin ist durchwachsen. SPD-Wahlergebnisse blieben trotz Erfolgen in manchen Ländern insgesamt bescheiden, und der erhoffte Wahlerfolg im Bund blieb ihr versagt.

Bereits mit 18 Jahren war Nahles in die SPD eingetreten und gründete 1989 in ihrem Heimatdorf Weiler in der Eifel einen Ortsverein. 1993 wurde sie Juso-Landeschefin in Rheinland-Pfalz, von 1995 bis 1999 war sie Bundesvorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation. In diesem Amt erwarb sie sich schnell den Ruf einer geschickten Strippenzieherin: Nahles war maßgeblich beteiligt am Sturz des SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping, der auf dem Mannheimer Parteitag 1995 von Oskar Lafontaine abgelöst wurde.

Im Jahr 2000 gründete sie das Forum Demokratische Linke 21 und übernahm dessen Vorsitz. Im Bundestag, in den sie 1998 erstmals gewählt wurde, setzte sie sich für ein linkes Profil ein und eckte damit als Gegenpol zur herrschenden Parteilinie unter Gerhard Schröder an. 2002 erhielt die studierte Literaturwissenschaftlerin keinen sicheren Listenplatz und schied für vier Jahre aus dem Bundestag aus.

Kaum ins Parlament zurückgekehrt, stellte sich Nahles 2005 gegen den damaligen Parteichef Franz Müntefering, als der seinen Vertrauten Kajo Wasserhövel als Generalsekretär durchsetzen wollte. Müntefering zog sich vom Parteivorsitz zurück und Nahles stand als Königsmörderin dar. Zerknirscht schaltete sie einen Gang zurück – um nach der SPD-Wahlniederlage 2009 als Generalsekretärin an der Seite des neuen Parteichefs Gabriel zurückzukehren.

Vor der Geburt ihrer Tochter Ella Maria äußerte Nahles offen die Befürchtung, als Mutter könnte sie ihren Job verlieren. Entsprechend kurz fiel Anfang 2011 ihre Babypause aus, schon nach weniger als drei Monaten kehrte sie an ihren Schreibtisch im Willy-Brandt-Haus zurück. Das Amt als Arbeitsministerin hatte sie bis 2017 inne. Von September 2017 bis 2019 war sie Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion.

Nach dem verstärkten Druck auf sie aufgrund des historisch schlechten Ergebnisses der SPD bei der Europawahl 2019 gab Nahles am 2. Juni 2019 bekannt, dass sie den Partei- und Fraktionsvorsitz sowie ihr Bundestagsmandat aufgeben wolle. Bis zum Ende des Jahres setzte sie diese Ankündigung in die Tat um.

Am 25. Januar 2022 schlugen die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Nahles in der Nachfolge Detlef Scheeles (SPD) als neue Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit vor. Dieses Amt trat sie am 1. August 2022 an.

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