Buchpräsentation von "Klare Worte" Gerhard Schröder stellt sein neues Buch vor

Berlin · Bei der Frage nach der Motivation für sein neues Buch muss Gerhard Schröder nicht lange überlegen. "Das war das Geburtstagsgeschenk an mich selber", erklärt der frühere SPD-Kanzler, der in einigen Wochen 70 Jahre alt wird.

Altkanzler Gerhard Schröder präsentiert sein Buch "Klare Worte"
Foto: dpa, pil

"Klare Worte" verspricht der 238-seitige Interviewband, den Schröder am Freitag offiziell in Berlin vorstellte. Darin lässt er nicht nur seine eigene Amtszeit von 1998 bis 2005 Revue passieren, sondern bewertet auch die heutige Politikergeneration.

So bescheinigt Schröder seiner Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) ein miserables Management der Energiewende. Bei der Buchpräsentation nimmt er auch den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer aufs Korn, der eine Pause beim Netzausbau fordert. Auf die Frage, ob es jemals eine vernünftige Stromtrasse von Friesland nach Bayern geben werde, spottet Schröder: "Ich glaube, bis an die Grenze Bayerns: ja. Ob es darüber hinaus geht, bin ich nicht sicher."

Mit seiner eigenen Kanzlerschaft scheint Schröder im Reinen zu sein. Einmal mehr verteidigt er in Berlin die "Agenda 2010" und die Hartz-Reformen. Verantwortungsvolle Politik bedeute, dass man im Interesse des Landes manchmal auch gegen die Wünsche der eigenen Klientel handeln müsse. Das unterscheidet Schröder nach eigener Einschätzung auch von seinem früheren Finanzminister Oskar Lafontaine. Der wolle immer geliebt werden.

Ernst wird der Altkanzler beim Thema NSA-Affäre, denn auch seine Regierung wurde wohl vom US-Geheimdienst abgehört. Dahinter stecke "ein Maß an Misstrauen Freunden gegenüber, das ich für völlig unberechtigt halte". Schließlich habe er als Kanzler sogar seinen Job riskiert, als er 2001 wegen des Afghanistan-Einsatzes die Vertrauensfrage stellte. Dass man ihn trotzdem abgehört habe, sei nicht gerecht.

Für die Vorstellung des neuen Schröder-Buchs sollen sich mehr als 100 Journalisten akkreditiert haben. Das seien deutlich mehr als vor knapp acht Jahren bei der Präsentation von Schröders Memoiren, sagt dessen früherer Kulturstaatsminister Michael Naumann, der sich gemeinsam mit dem Altkanzler und dem EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz durch die Veranstaltung plaudert.

Naumann mutmaßt, mit der rot-grünen Regierungspolitik sei es "wie mit einem guten Bordeaux" - dessen Bewertung werde mit den Jahren auch immer besser. Wenn das stimmt, dann dürfte die Zahl der "FroGS" im Laufe der Jahre ebenfalls wachsen. Schulz gehört nach eigener Einschätzung schon lange zur Gruppe der "FroGS" - den "Friends of Gerhard Schröder".

(dpa)
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