Schröder bei Putin in Moskau Kein ehrlicher Makler

Meinung | Berlin · Altkanzler Gerhard Schröder redet wohl mit Wladimir Putin, der Westen rätselt. Regeln zwei sogenannte Männerfreunde Krieg und Frieden mal eben unter sich? Misstrauen ist geboten.

 Altkanzler Gerhard Schröder (hier 2018 im Kreml) traf am Donnerstagabend in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Altkanzler Gerhard Schröder (hier 2018 im Kreml) traf am Donnerstagabend in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Foto: dpa/Alexei Druzhinin

Der Meister politischer Thriller, John le Carré, hätte am Altkanzler seine Freude gehabt. Die von Gerhard Schröder konspirativ eingefädelte Moskau-Mission liefert Stoff für ein packendes Drehbuch. Ein Schweizer Verleger als Mittelsmann. Schnitt. Geheimtreffen mit ukrainischen Unterhändlern in einem Palast in Istanbul. Schnitt. Das Ehepaar Schröder wird am Bosporus von einem russischen Jet abgeholt. Schnitt. Frau Schröder-Kim betet in einem Moskauer Hotelzimmer. Schnitt. Nebenan im Kreml ringt ihr Mann wohl mit Ex-KGB-Spion Putin um den Frieden. Schnitt. Ein überrumpelter und fluchender Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Weg zum EU-Gipfel nach Versailles. Schnitt. An dieser Stelle wird der Film fürs Erste schwarz.

Es mag richtig sein, dass Schröder mit dem russischen Präsidenten spricht. Schließlich haben die tapfer um ihr Land kämpfenden Ukraine den Altkanzler offenbar dafür eingespannt. Doch was ist mit den gewählten Anführern der westlichen Welt? Scholz und Macron telefonieren die ganze Zeit mit Putin. Nun hört man: Aber der Schröder, das ist doch ein besonderes Kaliber! Sollen doch zwei Kerle, zwei sogenannte Männerfreunde, den Schlamassel unter sich klären. So wie früher Kohl und Jelzin in der Sauna. Man bedenke nur - der Macho Putin hat alle belogen, legt jetzt die Ukraine in Schutt und Asche.

Schröder ist kein ehrlicher Makler. Er ist seit vielen Jahren eine hoch dotierte Marionette Putins. Der Sozialdemokrat besitzt auch kein Verhandlungsmandat. Scholz hätte ihm das nie zugestanden. Sollte Schröder den Kriegstreiber im Kreml zu Zugeständnissen bewegen können, was wären diese wert? Sitzen wir womöglich einer Scharade auf, mit einem waidwunden Ex-Staatsmann aus Hannover in der Hauptrolle, der so gut wie keine Freunde mehr hat, Morddrohungen und zusätzlichen Polizeischutz rund um die Uhr erhält, weil er trotz der von Putin befohlenen völkerrechtswidrigen Invasion an seinen lukrativen Mandaten in russischen Energiekonzernen festhält? Würde Schröder Putin und Selenskyi wirklich an einen Tisch bekommen, hätte er umgekehrt jeden Beifall verdient.

Unglaubwürdig verhält sich die SPD-Spitze. Eben noch erklärte sie Schröder zum Paria (wegen der Mandate), nun klatscht sie ihm vorschnell Beifall. Schröder hat Scholz, die Parteichefs Lars Klingbeil und Saskia Esken mit seiner geheim gehaltenen Vermittlerrolle vorgeführt. Er hätte Kanzleramt und Partei informieren müssen. Das Solo passt zum niedersächsischen Egoshooter, der sich als Opfer einer ungerechtfertigten Hexenjagd sieht.

Der große Wirbel um Schröder lenkt ab. Das wird Putin gefallen. Dieses Muster kennt man aus Syrien, von der Krim, aus Georgien. Derweil ist sein Lügenbaron Lawrow mit Schauermärchen von angeblich US-finanzierten Biowaffen-Laboren unterwegs, die es in der Ukraine zu bombardieren gelte. Fake News für das russische Publikum. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat mit seiner Warnung vollkommen recht. Der Westen darf nicht schon wieder naiv sein. Putin denke keine Sekunde an eine Verhandlungslösung. Maximaler wirtschaftlicher Druck ist angesagt!

Kann Schröder der weiße Ritter sein, der das Töten in der Ukraine stoppt? Für einen Film über die abenteuerliche Moskau-Reise des Altkanzlers wäre das ein schönes Happyend. Wir sollten den echten Bildern trauen – die zeigen das Leid der Ukrainer und Millionen Flüchtlinge.

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