Lohnlücke wird kaum kleiner Altenpfleger verdienen weiterhin weniger als 80 Prozent des Durchschnittslohns

Trotz einer spürbaren Lohnsteigerung im vergangenen Jahr verdienen Vollzeit-Beschäftigte in Alten- und Pflegeheimen weiterhin weniger als 80 Prozent als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Das geht aus den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes und aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Frage der Linken-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegen.

 Pflegerin in einem Altenheim.

Pflegerin in einem Altenheim.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Demnach lag der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Vollzeitbeschäftigten in der Alten- und Behindertenpflege im Jahr 2020 bei 79,3 Prozent des durchschnittlichen gesamtwirtschaftlichen Bruttostundenverdienstes und damit nur knapp über dem Niveau des Jahres 2009 (78,2 Prozent). 2019 hatte die Lohnlücke sogar 76,4 Prozent betragen. Vor allem aufgrund von Sonderzahlungen in der Corona-Pandemie ist der Stundenlohn in der Altenpflege im vergangenen Jahr auf 21 Euro angestiegen. Im Jahr davor hatte er noch 19,79 Euro betragen. In der Gesamtwirtschaft erreichte er 2019 aber bereits 25,87 Euro, wie aus den Daten hervorgeht.

In absoluten Zahlen verdienten Altenpflegerinnen und Altenpfleger im vergangenen Jahr 5,48 Euro weniger pro Stunde als der Durchschnitt der Beschäftigten. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Lohnlücke damit nochmals deutlich vergrößert: Vor elf Jahren hatte sie erst 4,51 Euro betragen, so die Daten des Arbeitsministeriums in seiner Antwort. Allerdings sind die Gehälter in der Altenpflege in dem Zeitraum zwischen 2009 und 2020 ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft um knapp 30 Prozent angestiegen. Berücksichtigt man die Preisentwicklung, lag der reale Lohnzuwachs allerdings bei lediglich sieben Prozent, während die Reallöhne in der Gesamtwirtschaft im gleichen Zeitraum um 9,2 Prozent stiegen.

„Die neusten Zahlen belegen, dass die Lohnkluft zwischen der stationären Altenpflege und der Gesamtwirtschaft unverändert groß ist. In der häuslichen Altenpflege sieht es nach allem, was bekannt ist, sogar noch schlechter aus“, sagte Linken-Politiker Pascal Meiser. „Das ist angesichts der Personalnot in der Altenpflege völlig unverantwortlich und zeugt davon, dass die Versprechungen der großen Koalition, hier für Abhilfe zu sorgen, bisher folgenlos geblieben sind“, sagte Meiser. Wer die Personalnot in der Altenpflege überwinden wolle, müsse die Arbeit in der Branche attraktiver machen. Das wirksamste Mittel dafür seien Tarifverträge, die für die gesamte Branche einheitliche Mindeststandards festlegen.

„Mit der jüngsten Blockade eines allgemeinverbindlichen Tarifvertrags für die Altenpflege ist die bisherige Strategie der Bundesregierung, für attraktivere Arbeitsbedingungen in der Altenpflege zu sorgen, vorerst krachend gescheitert“, sagte Meiser. Da eine Verbesserung der Bezahlung in der Altenpflege mit Teilen der Arbeitgeberseite offenbar nicht im Konsens zu erreichen sei, müssten die gesetzlichen Grundlagen nachgeschärft werden. „Die Erstreckung von Tarifverträgen auf eine ganze Branche muss künftig auch gegen das Veto der Arbeitgeberseite möglich sein, gleich ob es sich um private Unternehmen oder um kirchliche Verbände handelt“, forderte der Linken-Politiker.

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