"Pegida"-Demonstrationen Als Muslim in Dresden

Dresden · Woche für Woche strömen in Dresden tausende "Pegida"-Anhänger zu den Demonstrationen der Bewegung. Eine Entwicklung, die dort lebenden Muslimen Sorge bereitet. Auch Khaldun Al Saadi, dem Sprecher des Islamischen Zentrums in Dresden.

 Khaldun Al Saadi am Rande der "Pegida"-Demonstrationen im Gespräch mit der "Tagesschau".

Khaldun Al Saadi am Rande der "Pegida"-Demonstrationen im Gespräch mit der "Tagesschau".

Foto: Screenshot ARD

18.000 Menschen sind am Montagabend in Dresden gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes auf die Straße gegangen. Begonnen hatte es mit einen paar hundert, doch Woche für Woche gingen mehr "Pegida"-Anhänger auf die Straße. Aber auch die Gegendemonstranten werden zahlreicher — nicht nur in Dresden, sondern etwa auch in Köln. Letzteres dürfte auch Khaldun Al Saadi gern hören, denn die Entwicklung in Dresden bereitet auch ihm Sorgen.

Der Student jemenitischer Abstammung lebt in Dresden, wurde 1989 in Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz) geboren. "Sachsen ist meine Heimat", sagte er der Tagszeitung "taz", die ihn vor einigen Wochen begleitet hat. Dass die "Pegida"-Bewegung gerade in Dresden so viele Anhänger hat, sei in seinen Augen "primär ein mangelnder Kontakt im Alltag".

Die "Tagesschau" hat den jungen Mann ebenfalls begleitet. Sie zeigt Al Saadi, wie er am Rande der "Pegida"-Proteste versucht, mit Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Ein älterer Mann spricht von Gewalt im Islam und dass das alles auch im Koran stehe. Al Saadi versucht, mit seiner Geschichte zu kontern, bleibt ruhig und gelassen. "Die Muslime, die hier leben, wollen nur ein einfaches Leben leben", entgegnet er dem Mann. Er spricht von Familie, von Arbeit, von Integration.

150 Mitglieder gibt es im Islamischen Zentrum, in dem Al Saadi Sprecher ist. Schon seit Jahren gebe es eine angespannte Stimmung, erzählt er. Nach dem Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini in einem Dresdner Gericht habe es vermehrt Dialog gegeben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen, man sei auf einem guten Weg gewesen — bis "Pegida" kam.

Nun machten sich Muslime wieder Sorgen, ließen ihre Kinder Montags nicht mehr auf die Straße, holten sie von Schulen ab. "Das ist, was Teile unserer Gemeinde erleben", berichtet der junge Mann. Und manch einer überlege, ob er tatsächlich noch in der Stadt bleibe. Für Al Saadi gilt das nicht, er will bleiben, denn eigentlich, so sagt er der "Tagesschau", sei Dresden ganz anders.

(das)
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