Gespräche mit dem Gouverneur über die Lage Allawi ruft in Nadschaf zum Waffenstillstand auf

Nadschaf (rpo). Der irakische Übergangsregierungschef Ijad Allawi hat am Sonntag bei seinem Besuch in der stark umkämpften Schiitenstadt Nadschaf die schiitischen Aufständischen zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Dennoch gab es auch am Sonntag keinen Frieden.

Irak: Tödliche Bombenanschläge auf christliche Kirchen
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"Wir denken, dass die Bewaffneten die heiligen Stätten verlassen, ihre Waffen niederlegen und sich an das Gesetz halten sollten", sagte der von rund 100 Sicherheitskräften bewachte Regierungschef am Sonntag. Kurz nach seiner Ankunft kam es in Nadschaf jedoch zu neuen Gefechten zwischen schiitischen Aufständischen und irakischen Polizisten.

Die Anhänger des schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr hatten am Samstag ein von der Regierung gesetztes Ultimatum zum Rückzug aus Nadschaf verstreichen lassen. Insgesamt war die Lage dort am Wochenende ruhiger als an den Vortagen. Bei Angriffen von Al Sadrs Miliz auf dänische Soldaten und irakische Polizisten in den Städten Kurna und Amara wurden jedoch vier Rebellen und ein Polizist getötet.

Straffreiheit für Iraker, die im Krieg Delikte begangen haben

Ministerpräsident Allawi unterzeichnete am Samstag ein Amnestiegesetz, das allerdings ausdrücklich nicht für Aufständische gilt, die Menschenleben auf dem Gewissen haben. Die Regelung sieht Straffreiheit für Iraker vor, die zwischen dem 1. Mai 2003 und dem 7. August 2004 geringfügige Delikte begangen haben.

Die Regierung schloss zudem die Bagdader Redaktion des arabischen Fernsehsenders Al Dschasira. Die Verfügung soll zunächst für 30 Tage gelten. Der Sender zeige zu viel Gewalt, stachle Kriminelle zu weiteren Verbrechen auf und vermittle "ein schlechtes Bild vom Irak", sagte Innenminister Falah al Nakib.

Die Lage blieb am Wochenende auch in der nördlichen Landeshälfte bedrohlich: Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe wurde am Sonntag in der Stadt Kirkuk eine Frau getötet, drei Kinder wurden verletzt. In Bakuba fiel ein Mitglied der irakischen Nationalgarde einem Bombenanschlag zum Opfer. Vier weitere Menschen kamen am Samstagabend in Bagdad bei der Explosion eines mit Sprengstoff beladenen Busses ums Leben. Es wurde vermutet, dass die Getöteten einen Anschlag geplant hatten.

Der Arbeitgeber eines im Irak entführten Türken kündigte am Samstag an, seine Aktivitäten in dem Land einzustellen, nachdem die Geiselnehmer mit der Ermordung ihres Gefangenen gedroht hatten. In der Stadt Samarra wurde laut einem Bericht der Nachrichtenagentur KUNA ein Mitarbeiter eines kuwaitischen Speditionsunternehmens entführt.

Als Fälschung entpuppte sich unterdessen ein Video von der angeblichen Enthauptung einer US-Geisel: Die im Internet verbreiteten Aufnahmen seien im Haus eines Freundes entstanden, sagte Benjamin Vanderford, der in dem Video zu sehen war, am Samstag in San Francisco.

Aufruf zum heiligen Krieg

Extremisten veröffentlichten am Freitagabend einen Aufruf zum Heiligen Krieg auf CD-ROM. Als Urheber wird die Gruppe um den Jordanier Abu Mussab al Sarkawi genannt, die Authentizität der CD-ROM konnte zunächst allerdings nicht bestätigt werden.

Unterdessen liefen die Bemühungen der NATO zur Ausbildung der irakischen Streitkräfte an. Die ersten vier Mitglieder eines Vorbereitungsteams machten sich am Samstag auf den Weg ins Zweistromland, wie das Bündnis in Neapel mitteilte. Der Rest der etwa 45 Personen umfassenden Gruppe soll in der kommenden Woche folgen.

(afp)
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