130.000 Euro aus der Schweiz AfD nahm Bericht zufolge illegale Großspende an

Düsseldorf · Eine Großspende aus der Schweiz bringt die Alternative für Deutschland (AfD) in Erklärungsnot. Betroffen ist der Wahlkreis der Co-Vorsitzenden Alice Weidel. Rufe nach ihrem Rücktritt werden laut.

 Könnte wegen einer Spende aus der Schweiz unter Druck geraten: Alice Weidel. (Archiv)

Könnte wegen einer Spende aus der Schweiz unter Druck geraten: Alice Weidel. (Archiv)

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Nach Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ hat die Partei zwischen Juli und September 2017, also im Jahr der Bundestagswahl, mehrere Spenden über insgesamt rund 130.000 Euro aus der Schweiz angenommen und damit womöglich gegen das Parteiengesetz verstoßen. Absender der Spende sei eine Pharmafirma aus Zürich gewesen. Das Geld sei in 18 Tranchen von meist 9000 Schweizer Franken auf das Sparkassenkonto des AfD-Kreisverbandes Bodensee geflossen. Als Zweck der Spende habe der Geldgeber „Wahlkampfspende Alice Weidel“ angegeben. Das belegten Kontoauszüge, die WDR, NDR und „Süddeutsche Zeitung“ einsehen konnten. Weidel ist Co-Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei im Bundestag, am Bodensee liegt ihr Wahlkreis.

Auf Nachfrage des Rechercheverbundes erklärte Weidel, sie habe im September 2017 erstmals von der „ungebetenen“ Spende erfahren und sich später für eine Rückzahlung ausgesprochen. Es habe „Bedenken ob der Legalität“ gegeben. Die Rückzahlung erfolgte aber erst im April 2018. Weidel erklärte, sie habe auf den richtigen Umgang der Schatzmeister mit der Spende vertraut. Über die Hintergründe der Pharmafirma, deren Besitzer und die Motive der Spende habe sie außerdem „keinerlei Informationen“.

Forderungen nach Rücktritt

Der baden-württembergische AfD-Landeschef Ralf Özkara hatte von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ von der möglichen Existenz eines solchen Kontos erfahren und hatte daraufhin eine Untersuchung eingeleitet. Zu dem Vorgang befragt sagte er, dass dem Landesverband „aus 2017 noch kein Rechenschaftsbericht des Kreisverbands Bodensee“ vorliege. Gleichwohl erklärte Özkara: „Verantwortung für diese Großspende tragen alle, die davon wussten, dass so eine Spende eingegangen ist.“ Sollte Weidel davon gewusst haben, trage sie die „Hauptverantwortung“. Sei die Spende illegal, erwarte er, dass Weidel „von allen Ämtern und Mandaten zurücktritt“.

Auch der SPD-Haushaltsexperte Johannes Kahrs fordert den Rücktritt von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel, sollten die Großspenden vor der Bundestagswahl 2017 illegal gewesen sein. „Die Spendenaffäre muss aufgeklärt werden“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Montag). Der Deutsche Bundestag müsse das jetzt genau prüfen.

„Aufklärung ist dringend nötig“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, dem „Handelsblatt“ (Montag). Alle Fakten müssten auf den Tisch. Die AfD-Spitze um Alexander Gauland, Jörg Meuthen und Alice Weidel könne sich „nicht länger ahnungslos geben“.

(csi/dpa)
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