„Air Defender 2023“ Welche Auswirkungen die Luftoperation hat

Düsseldorf · Ab Montag werden zwei Wochen lang über Deutschland Kampfjets, Transport- und Tankflugzeuge kreisen. Grund ist eine Großübung von 24 Staaten. Was mit „Air Defender 23“ geübt wird und was das für Flugreisende bedeutet.

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So läuft die Luftwaffenübung „Air Defender 23“

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Foto: dpa/Francis Hildemann

24 Staaten üben bei der multinationalen Luftoperation vom 12. bis 23. Juni für den Ernstfall und das über Deutschland – in der Luft. Dabei wird die Verteidigungsübung „Air Defender 23“ auch den zivilen Luftverkehr beeinflussen. Was genau geübt wird und welche Auswirkungen das hat. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum findet „Air Defender 23“ statt?

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und den aktuellen russischen Drohgebärden haben die Nato-Bündnispartner die gemeinsame Verteidigung wieder in den Mittelpunkt gestellt. Die Übung „Air Defender 23“ ist einer Beistandsverpflichtung gemäß Artikel fünf des Nordatlantikvertrags nachempfunden. Darin verpflichten sich die Bündnispartner, bei einem bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere Nato-Mitglieder Beistand zu leisten.

Um bestmöglich auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, sollen die Piloten und Besatzungen gemäß dem Prinzip „train as you fight“ (Trainiere so, wie du kämpfst) dort üben, wo sie auch im realen Krisenfall eingesetzt würden. „Mit ‚Air Defender 23‘ zeigen wir, dass Deutschland Führung kann und wir mehr Verantwortung übernehmen“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz der Deutschen Presse-Agentur.

Was wird bei den Manövern gemacht?

Bei der Übung werden Piloten und Besatzungen mit mehr als 220 Flugzeugen aus 18 Nationen üben, wie sie Angreifer abwehren würden. Insgesamt sind bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten an der Übung beteiligt. Die USA übernehmen eine zentrale Rolle und beteiligen sich laut den Angaben der Luftwaffe mit 100 Flugzeugen und etwa 2000 Soldaten. Dafür verlegen die USA die Flugzeuge der Air National Guard aus den USA auf die vier Standorte in Deutschland. Laut Gerhartz ist dies „die größte Verlegung seit Gründung der Nato“.

Welche Länder sind an „Air Defender 23“ beteiligt?

An der multinationalen Übung beteiligen sich sowohl Nato-Staaten, als auch Länder, die dem Bündnis nicht angehören, wie Japan und Schweden. 18 Nationen sind direkt mit eigenen Flugzeugen an der Übung beteiligt. Sechs weitere entsenden Beobachter oder beteiligen sich logistisch. Deutschland hat die Übung geplant, führt die Übung und stellt den Luftraum zur Verfügung.

Wann wird geübt?

Die Übung findet vom 12. bis 23. Juni statt. Die Verlegung der Kampfflugzeuge findet in der Woche vor dem 12. Juni statt, die Rückverlegung nach dem 23. Juni. Am Wochenende sollen keine Übungen stattfinden.

Wo finden die Manöver statt?

Nach aktuellen Planungen der Luftwaffe wird es drei Luftübungsräume geben, in denen täglich zeitversetzt für etwa zwei Stunden geübt wird. Das betrifft den Übungsraum Ost mit Teilen der Ostsee und der Küstenregion von Mecklenburg-Vorpommern zwischen 11 Uhr und 13 Uhr, den Übungsraum Süd – ein Korridor vom bayerischen Lechfeld zum Übungsplatz Baumholder in Rheinland-Pfalz – zwischen 14 Uhr und 16 Uhr und den nördlichen Übungsraum – größtenteils über der Nordsee gelegen – zwischen 17 Uhr und 19 Uhr.

Die Übungsräume seien damit identisch mit den bereits durch die Luftwaffe genutzten militärischen Flugkorridoren. Die USA verlegen bei der Übung ihre Flugzeuge hauptsächlich auf die vier Standorte Jagel/Hohn in Schleswig-Holstein, Wunstorf in Niedersachsen, Lechfeld in Bayern und Spangdahlem in Rheinland-Pfalz. Dies sind laut Angaben der Bundeswehr auch die Hauptstandorte der Übung.

Welche Auswirkungen hat das für die Region?

Laut der Bundeswehr starten von Nörvenich im Kreis Düren deutsche Eurofighter, die sich an der Übung beteiligen. Ebenso heben von Geilenkirchen im Kreis Heinsberg aus die Nato-Flugzeuge Awacs und amerikanische Tankflugzeuge ab. Direkt über Nordrhein-Westfalen finden laut der Bundeswehr keine Übungen statt. Dennoch kann es Auswirkungen für die Region, beispielsweise für den zivilen Luftverkehr geben.

Was bedeutet „Air Defender 23“ für Flugreisende?

Die Luftoperation kann auch Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt haben. Airlines müssen während der Übung die entsprechenden Gebiete umfliegen. Die Nato will die Einschränkungen jedoch „so gering wie möglich“ halten. Nach Angaben der Luftwaffe werden die Luftübungsräume täglich zeitversetzt für etwa zwei Stunden für den zivilen Flugverkehr gesperrt. Auch kurz vor und nach den Übungen wird es in den Gebieten Einschränkungen geben. „Wir fliegen an zehn Tagen im gesamten Übungszeitraum. Zehn von 365 Tagen. Ich denke, das ist ein hinnehmbarer Anteil für die Verteidigung unserer aller Freiheit und Demokratie“, sagte Gerhartz der Deutschen Presse-Agentur.

Möglich sind demnach Verspätungen und zeitliche Verschiebungen. Der Flugbetrieb zu den großen zivilen Flughäfen in Deutschland soll jedoch nicht gesperrt werden. Die Detailplanung für Flugzeiten und -routen über Deutschland sei jedoch noch nicht abgeschlossen. Derzeit laufen demnach Simulationen der Deutschen Flugsicherung zusammen mit Eurocontrol. Jost Lammers, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, man erhoffe sich von der europäischen Flugsicherung Eurocontrol und von den deutschen Behörden Maßnahmen, damit die negativen Folgen für die Luftfahrt reduziert werden könnten.

 Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Airbus A400M mit der Sonderfolierung zur Übung Air Defender 2023.

Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Airbus A400M mit der Sonderfolierung zur Übung Air Defender 2023.

Foto: dpa/Francis Hildemann

In einer früheren Version des Artikels wurde fälschlicherweise von einer „Nato-Übung“ gesprochen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine multinationale Übung, an der sich 24 Staaten beteiligen. Darunter sind Nato-Staaten sowie Länder, die dem Bündnis nicht angehören.

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