Krieg in der Ukraine „Die Lebensmittelversorgung ist sicher“

Analyse | Berlin · Der Ukraine-Krieg erschüttert auch die Agrarmärkte. Weizen ist knapp, die Preise steigen. Auch für Lebensmittel. Nach Ansicht von Agrarminister Cem Özdemir ist die Versorgung hierzulande sicher. In anderen Ländern drohen hingegen Hungersnöte.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) warnt vor Hungersnöten in anderen Ländern wegen des Ukraine-Krieges.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) warnt vor Hungersnöten in anderen Ländern wegen des Ukraine-Krieges.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Preise für Lebensmittel im Supermarkt steigen. Ähnlich wie die für Sprit an der Tankstelle. Weizen ist inzwischen knapp. Der Ukraine-Krieg, die russische Invasion, bringt auch die Agrarmärkte mächtig in Bedrängnis. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) versuchte am Freitag, zu beruhigen: „Für uns in der Bundesrepublik Deutschland ist klar, dass die Lebensmittelversorgung sicher ist.“ Auch wegen des hohen Selbstversorgungrades durch die heimische Landwirtschaft. Doch wie er weitere Preisanstiege verhindern will, ließ der Minister offen.

Özdemir hatte seine Ressortkollegen aus den G7-Staaten zu einer digitalen Sonderberatung geladen, um über die Folgen des Krieges für die Ernährungssicherheit zu beraten. Ergebnis: Man habe sich „auf offene Märkte für Getreide und andere Agrarprodukte verständigt“, hieß es. So sollen etwa Ausfuhrverbote verhindert und die Märkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse genau beobachtet werden. Alle restriktiven Maßnahmen, die Exporte beschränken und zu weiterer Preissteigerung führen, will man vermeiden.

Man stehe absolut solidarisch an der Seite der Ukraine, betonten die Minister. Man wolle versuchen, die Ernährung dort sicherzustellen und die ukrainischen Landwirte zu unterstützen, ausreichend Lebensmittel zu produzieren. Nur wie, wenn Krieg herrscht? Schon jetzt macht sich offenbar unter den Zurückgebliebenen der Hunger breit. Hilfsorganisationen soll nun geholfen werden, weiterhin Getreide zu beschaffen und zu verteilen.

Fakt ist zudem: Die russische Invasion führt weltweit zu stark steigenden Preisen für Getreide, vor allem für Weizen und Mais. Das bringt Probleme speziell für Entwicklungs- und Schwellenländer mit sich, die Nahrungsmittel importieren. Dass Länder Lebensmittelexporte einschränkten, bereite ihm Sorgen, so Özdemir. „Wenn alle in dieser Situation an sich selber denken, dann wird es die Krise noch mal verschärfen und dazu führen, dass die Preise noch mal durch die Decke schießen.“ Auch Bauernpräsident Joachim Rukwied warnte, die Einschränkungen beim Getreideexport aus Russland und der Ukraine werde zu massiven Engpässen in Nordafrika und Arabien führen. „Wir müssen jetzt alles daran setzen, dass andere Regionen, insbesondere auch die EU, hier einspringen.“

Zwar gilt die Ukraine als Kornkammer, aber laut Agrarressort ist sie für rund vier Prozent der weltweiten Weizenproduktion verantwortlich; Russland für rund zehn Prozent. Hauptimporteure sind vor allem die Länder Nordafrikas, die Türkei, sowie asiatische Staaten. Experten sagen inzwischen, die Lage der Weltmarktpreise für Weizen und andere Grundnahrungsmittel sei schon jetzt mit der Nahrungsmittelkrise 2007/2008 vergleichbar. Zusätzlich verschlimmerten Nahrungsmittelspekulationen die Situation. Die EU und Deutschland haben übrigens einen Selbstversorgungsgrad von über 100 Prozent.

Große Schwierigkeiten für die Landwirtschaft stellen derzeit auch die hohen Energiepreise und die massiven Engpässe auf dem Dünge- sowie Futtermittelmarkt dar. Dagegen hat Özdemir inzwischen einige Maßnahmen auf den Weg gebracht. Bleibt die Frage, was der Minister gegen die Preissteigerungen bei Lebensmitteln tun will. Hinsichtlich einer Mehrwertsteuersenkung wich Özdemir aus. Man müsse auf die Prioritäten achten.  „Erstmal ist die Situation für die Menschen in der Ukraine unerträglich.“ Dann verschärfe sich der Hunger in der Welt immer mehr, was der russische Präsident Putin bewusst als Strategie einsetze. Schließlich verwies Özdemir dann noch auf die Entlastungsbeschlüsse, die die Ampel-Koalition bereits auf den Weg gebracht habe. Das war allerdings kurz vor dem Ausbruch des Krieges.

(has)
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