Aufregung um Schalker Aufsichtsratsboss Merkels Afrikabeauftragter fordert ernsthafte Debatte über Äußerungen von Tönnies

Gelsenkirchen/Berlin · Die Affäre um Schalke-Boss Clemens Tönnies hallen noch immer nach. Jetzt springt ihm der Afrikabeauftragte der Bundesregierung bei und mahnt, die umstrittenen Äußerungen von Tönnies zumindest zu diskutieren.

 Der Schalker Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies.

Der Schalker Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Der Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke (CDU), hält die umstrittenen Äußerungen von Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zum afrikanischen Bevölkerungswachstum für diskussionswürdig. "Die von Tönnies angesprochenen Probleme wie das Verschwinden des Regenwalds und das Bevölkerungswachstum auf dem afrikanischen Kontinent sind real, und darüber muss gesprochen und gegebenenfalls kontrovers diskutiert werden", sagte Nooke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwochsausgaben).

Nooke kritisierte allerdings die Wortwahl des Schalke-Aufsichtsratschefs, der sein Amt inzwischen nach Rassismus-Vorwürfen ruhen lässt. "Leider erschweren Sätze wie die von Herrn Tönnies jede konstruktive Diskussion", sagte der Afrikabeauftragte. "Wir müssen uns alle um eine angemessene Sprache bemühen. Jeder sollte sich mit Respekt behandelt fühlen."

Kostenpflichtiger Inhalt Tönnies hatte vergangene Woche beim Tag des Handwerks in Paderborn eine Rede gehalten und empfohlen, statt Steuererhöhungen für den Klimaschutz einzuführen lieber Kraftwerke in Afrika zu bauen." Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte er. Tönnies hatte sich später für seine Äußerungen entschuldigt, die "falsch, unüberlegt und gedankenlos" gewesen seien.

Nooke hält den Vorschlag zum Bau von Kraftwerken für unzureichend: "Es wird nicht reichen, Geld für Kraftwerke in Afrika bereitzustellen", sagte er. Es gebe "dort in vielen Ländern mangelhafte Rahmenbedingungen für sichere Investitionen" und "zu wenig Vertrauen in viele der afrikanischen Regierungen".

Großes Bevölkerungswachstum heiße nicht, dass Afrika überall übervölkert wäre. "Es gibt sogar so dünn besiedelte Gebiete in Afrika, in denen Kraftwerke oder die Anbindung ans nationale Stromnetz nicht wirtschaftlich sind." Deshalb seien Tönnies' Lösungsvorschläge "unterkomplex".

Nooke war in der Vergangenheit selbst für Äußerungen zu Afrika kritisiert worden. Vergangenes Jahr etwa warfen ihm die Grünen wegen einer Wortmeldung zur Kolonialzeit Rassismus vor. Nooke hatte damals zu den Folgen der Kolonialzeit in Afrika gesagt: "Es gibt schon Nachwirkungen. Schlimm waren die Sklaventransporte nach Nordamerika. Auf der anderen Seite hat die Kolonialzeit dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen. Experten, auch Afrikaner, sagen: Der Kalte Krieg hat Afrika mehr geschadet als die Kolonialzeit."

(mja/AFP)
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