Porträt Tino Chrupalla Aufsteiger aus Sachsen tritt Nachfolge von Gauland an

Braunschweig · Wer ist der neue Chef neben Jörg Meuthen an der Spitze der AfD? Tino Chrupalla, 44-jähriger Malermeister aus Sachsen, tritt die Nachfolge von Alexander Gauland an. Ein Porträt.

 Tino Chrupalla bei seiner Rede auf dem AfD-Parteitag.

Tino Chrupalla bei seiner Rede auf dem AfD-Parteitag.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Allzu große Begeisterung konnte er auf dem Parteitag in Braunschweig noch nicht entfachen: Erst im zweiten Wahlgang schaffte Chrupalla mit 54,5 Prozent den Sprung an die Parteispitze - und das, obwohl Gauland mit großem Nachdruck für ihn geworben hatte.

Als "Mann der Tat" präsentierte sich der Mann aus dem Osten Sachsens in seiner Bewerbungsrede. Mit Blick auf seine erst kurze politische Karriere sagte er, er habe sich "immer gegen Stimmen der Zweifler und Bedenkenträger durchgesetzt". Chrupalla gilt als Kompromisskandidat: Der Bundestagsabgeordnete ist bestens mit den ostdeutschen Landesverbänden vernetzt, wird aber auch in den westlichen Landesverbänden akzeptiert.

Dem im Osten dominanten "Flügel" gehört Chrupalla nicht an. Er hat aber beste Kontakte zu dessen Vertretern, vor allem zum sächsischen AfD-Landeschef Jörg Urban. Auch der Thüringer Björn Höcke unterstützte seine Kandidatur, genauso wie der Brandenburger Landeschef und "Flügel"-Stratege Andreas Kalbitz.

Somit war der Weg frei für den AfD-Aufsteiger aus dem Landkreis Görlitz an der polnischen Grenze. Seine Verankerung im ländlichen Raum hebt der Vater von drei Kindern gerne hervor. "Sicherlich habe ich durch meine Tätigkeit als Handwerksmeister einen guten Umgang mit Personen, mit allen Bevölkerungsschichten, die es gibt", sagte er vor einiger Zeit dem MDR. "Ich bin bürgernah und weiß auch, woher ich gekommen bin."

Geboren im sächsischen Weißwasser machte er zunächst eine Ausbildung zum Maler und Lackierer, dann Zivildienst und später die Meisterprüfung im Freistaat. Viel politische Erfahrung hat Chrupalla nicht. Als Jugendlicher war er für kurze Zeit in der Jungen Union, nach der Wende wählte er nach eigenen Angaben CDU und FDP. Doch habe ihn die "Arroganz" der etablierten Parteien gestört, die den Mittelstand zu wenig beachteten.

Die Eurokrise habe ein "Umdenken" bei ihm ausgelöst: 2014 wählte er die gerade gegründete AfD, 2015 trat er in die Partei ein. Zwei Jahre später landete Chrupalla als Kandidat für die Bundestagswahl 2017 seinen bislang größten Coup: Er holte für die AfD das Direktmandat im Wahlkreis Görlitz - und zwar gegen den damaligen Unionsfraktionsvize und heutigen sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU).

Im Bundestag ist Chrupalla Fraktionsvize und Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Den menschengemachten Klimawandel bezeichnet er als "Hype", er wettert gegen die Windkraft und die Grünen.

Vor allem Bundestags-Fraktionschefin Alice Weidel scheint auf ihn zu setzen - für Wahlkampfveranstaltungen mit Chrupalla kam sie im Sommer gleich mehrfach in dessen Heimatregion. Auch der frühere Chefstratege von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, interessiert sich für den Mann aus Sachsen: Im Mai traf sich Bannon, der eine rechtspopulistische europäische "Bewegung" plant, mit Chrupalla in Berlin.

In puncto Sprache grenzt sich der Malermeister aus Ostsachsen betont von manchen seiner Parteikollegen ab. "Mit drastischer Sprache erreicht man oft das Gegenteil", sagte Chrupalla. "Vor allem bei Frauen", fügte er mit Blick auf den geringen Anteil weiblicher Wähler hinzu. Neue Wählergruppen könne die AfD "nur mit überzeugenden Inhalten" erschließen. "Wir sind nicht extrem, wir sind extrem vernünftig", so seine Ansage an die Delegierten.

(felt/AFP)
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