Thüringen AfD stellt Bürgermeister als Ministerpräsidenten-Kandidaten auf

Erfurt · Die Thüringer AfD hat den parteilosen Sundhausener Bürgermeister Christoph Kindervater als Gegenkandidat zu Bodo Ramelow aufgestellt. Das bisherige rot-rot-grüne Bündnis des Ministerpräsidenten hat im Parlament keine Mehrheit.

 Christoph Kindervater, ehrenamtlicher Bürgermeister von Sundhausen.

Christoph Kindervater, ehrenamtlicher Bürgermeister von Sundhausen.

Foto: dpa/Michael Reichel

Der Thüringer Landtag bestätigte den Eingang des Wahlvorschlages am Montag in Erfurt. Kindervater soll bereits ab dem ersten Wahlgang antreten, wie der Thüringer AfD-Landessprecher Stefan Möller der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Mit ihrem Wahlvorschlag wolle die AfD zeigen, wie man eine Neuauflage eines rot-rot-grünen Regierungsbündnisses in Thüringen verhindere, sagte Möller. In Thüringen soll am Mittwoch ein neuer Ministerpräsident gewählt werden.

Kindervater hatte sich dafür bereits am Wochenende mit einem Schreiben an CDU, FDP und AfD selbst ins Spiel gebracht. Er gehört nach eigenen Angaben keiner Partei an, bezeichnete sich aber als Unterstützer der Werteunion - einer Gruppe sehr konservativer CDU-Mitglieder. Er ist der bundesweit erste Ministerpräsidentenkandidat, der auf einem AfD-Ticket antritt. Kindervater ist ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Sundhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) im Nordwesten Thüringens. Sowohl CDU als auch FDP hatten stets ausgeschlossen, einen AfD-Kandidaten mittragen zu wollen.

Der bisherige Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) stellt sich zur Wiederwahl. Mit seinem angepeilten rot-rot-grünen Bündnis hat Ramelow aber keine Mehrheit im Parlament. Linke, SPD und Grüne kommen nur auf 42 der 90 Sitze. Im dritten Wahlgang könnte der 63-Jährige aber mit relativer Mehrheit gewählt werden. In diesem Wahlgang sind nach Angaben eines Landtagssprechers auch spontane Kandidaturen möglich. Auch das Zurückziehen eines Bewerbers sei denkbar.

Die CDU will in den ersten beiden Wahlgängen keinen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken und sich danach mit der FDP abstimmen. Aus FDP-Parteikreisen hieß es, dass Landespartei- und Fraktionschef Thomas Kemmerich im dritten Wahlgang kandidieren soll, sofern neben Ramelow auch ein Bewerber der AfD zur Wahl steht. In der Vergangenheit hatte die Thüringer AfD immer wieder signalisiert, dass sie einen Kandidaten von CDU oder FDP möglicherweise mitwählen würde. AfD, CDU und FDP kommen zusammen auf 48 von 90 Sitzen und hätten zusammen eine Mehrheit im Landtag. Christdemokraten und Liberale lehnen aber jede Zusammenarbeit mit der AfD an.

Für Bodo Ramelow (Linke) könnte ein Gegenkandidat auch Vorteile bringen: Derzeit gilt es als juristisch umstritten, ob ein Einzelkandidat in Thüringen mit mehr Nein- als Ja-Stimmen gewählt werden kann. Im Falle von mindestens zwei Kandidaten gilt die Verfassung aber als eindeutig: Gewählt ist dann, wer die meisten Stimmen erhält.

(lukra/dpa)
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