Verdi warnt vor hohen Defiziten 49-Euro-Ticket eventuell erst im Mai
Düsseldorf/Berlin · Während die Politik weiter über Details des 49-Euro-Tickets streitet, warnen Experten: Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) meint, das Discount-Abo werde erst im Mai starten, die Gewerkschaft Verdi in NRW befürchtet zu hohe Defizite, ebenso der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS).
Die Diskussion über das eigentlich für Januar geplante 49-Euro-Ticket nimmt an Schärfe zu. Während Länder und Bund noch immer über viele Details des bundesweiten Discountabos diskutieren, warnt die Branche vor einer zu schwachen Finanzierung und vor übereilten Hoffnungen auf einen sehr schnellen Start. Dabei bezeichnet die Branche das erhoffte Angebot mittlerweile bevorzugt als Deutschlandticket, um sich spätere Preiserhöhungen offenzuhalten.
Alleine aus organisatorischen Gründen sei der 1. Mai der wahrscheinliche Starttermin, sagte der FAZ Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Der Zeitpunkt des Beginns wird der 1. Mai sein“, so Wolff. So müssten die Tarife komplett überarbeitet werden.
Aus NRW warnen die Gewerkschaft Verdi und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRS) davor, dass Busse und Bahnen eventuell seltener fahren müssen, falls die Zuschüsse für den Start des neuen Abos bei nur drei Milliarden Euro bleiben. „Ohne eine bessere Finanzgrundlage kann das Deutschlandticket nur schwer starten“, sagte bei einem Pressegespräch im Landtag Peter Büddicker, Sekretär von Verdi-NRW für Verkehr. „Ohne höhere Finanzgarantien wird es am Ende weniger statt mehr Angebot für den Nahverkehr geben“, ergänzte er. Denn die bisherigen Zusagen würden nicht abdecken, dass die Kosten im ÖPNV weiter deutlich steigen werden und dass ja eine Verbesserung der Qualität geplant sei.
Der aus Köln gemanagte VRS forderte Garantien dafür, dass Bund und Land alle durch das Deutschlandticket drohenden Verluste tragen müssen. Es könne nicht sein, dass die sowieso hoch verschuldeten Kommunen das Risiko weiterer Einnahmeausfälle tragen müssen. VRS-Geschäftsführer Michael Vogel sagt: „Die beschlossenen finanziellen Mittel durch Bund und Länder reichen absehbar zum vollen und dauerhaften Ausgleich der realen Mindererlöse und Kosten nicht aus!“ So sei bisher kein Zuschuss dafür geplant, das neue Angebot überhaupt einzuführen. Niemand wisse, wie viele neue Kunden hinzukommen, während ja die bisherigen Abonnenten in der Regel deutlich weniger zahlen werden.
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) befürwortet zwar auch, das Deutschlandticket solide zu finanzieren, warnt aber davor, jedes denkbare neue Risiko bereits jetzt mit neuen Finanzzusagen abzudecken. Eine „Vollkaskomentalität“ sei falsch, sagte er. Es gäbe keinen einzigen Tarif in Deutschland, der frei von einem finanziellen Risiko wäre.