Linke kritisiert „Billiglohnzone der Republik“ „Wessis“ verdienen auch 33 Jahre nach der Einheit deutlich besser als „Ossis“

Berlin · Wer Vollzeit arbeitet, bekommt dafür in Ostdeutschland nach wie vor deutlich weniger am Monatsende als Menschen in Westdeutschland. Das zeigen neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit – kurz vorm Tag der Deutschen Einheit.

Ein Werftarbeiter in Rostock bei der Arbeit.

Ein Werftarbeiter in Rostock bei der Arbeit.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Vollzeitbeschäftigte in Ostdeutschland mit einem sozialversicherungspflichtigen Job verdienen im Schnitt nach wie vor knapp 600 Euro brutto weniger als ihre Kollegen in Westdeutschland. Das geht aus einer Sonderauswertung von Daten hervor, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) auf ein Ersuchen der Linken-Politikerin Susanne Ferschl durchgeführt hat. Demnach lag das mittlere Bruttomonatseinkommen eines ostdeutschen Vollzeitbeschäftigten im vergangenen Jahr bei 3157 Euro. In Westdeutschland bezog sein Kollege dagegen im Schnitt 3752 Euro.

33 Jahre nach der deutschen Einheit besteht die Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschen damit fort. Seit dem Jahr 2000 sind den Daten der Bundesagentur zufolge die Löhne und Gehälter von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ostdeutschland zwar schneller gestiegen als im Westen: Sie nahmen zwischen 2000 und 2022 um insgesamt 71 Prozent oder 1310 Euro brutto im Monat zu. Westdeutsche konnten ihre Bruttoverdienste in dem Zeitraum dagegen um 54 Prozent oder 1274 Euro steigern. Dennoch konnte die Lohnlücke nicht geschlossen werden: Im Jahr 2000 hatte sie noch bei 642 Euro gelegen, heute sind es weiterhin 595 Euro.

Historische Bilder vom Mauerbau in Berlin
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Foto: dpa

Unterschiede bei den Einkommen hatte in dieser Woche auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, im Bericht zur deutschen Einheit herausgestellt. Demnach liegen die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen in Ostdeutschland weiterhin um elf Prozent unter denen im Westen.

„Die gravierenden Lohnunterschiede sind Zeugnis von Unfähigkeit und Ignoranz der Ampel und ihrer Vorgängerregierungen, die allesamt Ostdeutschland zur Billiglohnzone der Republik verkommen lassen haben“, kritisierte Linken-Faktionsvize Susanne Ferschl. „33 Jahre nach der Wiedervereinigung muss die Bundesregierung endlich ein Maßnahmenpaket zur Lohnangleichung verabschieden. Ein wesentlicher Baustein ist die Steigerung der Tarifbindung, um so für höhere Löhne zu sorgen.“ Die Ampel dürfe nicht den sozialen Frieden gefährden.

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