Religionen 12,4 Milliarden – Rekord bei Einnahmen aus Kirchensteuer

Bonn · Erneut haben die beiden großen Kirchen in Deutschland mehr Geld eingenommen. Das liegt vor allem an der guten wirtschaftlichen Lage – wenn die Löhne steigen, steigt auch das Kirchensteueraufkommen. Selbst ein prominenter Katholik zeigt sich überrascht über das Plus.

 Allein die katholische Kirche (unser Bild zeigt den Kölner Dom) nahm 6,6 Milliarden Euro aus der Kirchensteuer ein.

Allein die katholische Kirche (unser Bild zeigt den Kölner Dom) nahm 6,6 Milliarden Euro aus der Kirchensteuer ein.

Foto: dpa/Oliver Berg

(kna) Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2018 so viel Kirchensteuer erhalten wie nie. Trotz sinkender Mitgliederzahlen erreichten die Einnahmen im Vorjahr mit 12,4 Milliarden Euro ein Rekordhoch. Davon erhielt die katholische Kirche 6,64 Milliarden und die evangelische 5,79 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den 12,1 Milliarden Euro im Jahr 2017 gab es einen leichten Anstieg um 2,7 Prozent.

In der katholischen Kirche stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer im Vergleich zu 2017 (6,43 Milliarden Euro) um rund 3,3 Prozent, in der evangelischen Kirche (2017: 5,67 Milliarden Euro) um 2,1 Prozent. Die Zahlen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz wurden am Donnerstag in einer Broschüre veröffentlicht; die Evangelische Kirche in Deutschland hatte ihre Statistik Mitte Juli vorgestellt.

Hauptgrund für den Anstieg ist die Entwicklung der Löhne und Einkommen und der damit verbundene Anstieg des Aufkommens bei Lohn- und Einkommensteuer. Mitglieder beider Kirchen zahlen einen Beitrag an ihre Kirchen, der als Kirchensteuer bezeichnet wird. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, zeigte sich erstaunt, dass trotz Kirchenaustritten die Beiträge weiter gestiegen sind. „Für die Kirchenfinanzen heißt das, dass die Sparmaßnahmen greifen, aber die Einnahmeausfälle noch nicht“, sagte er. Jedoch werde das auf Dauer nicht so bleiben.

Sternberg erklärte, dass beim "synodalen Weg", der angekündigten Reformdebatte in der katholischen Kirche, sicherlich auch über Verteilung und Einsatz der Kirchenbeiträge der Gläubigen gesprochen werden müsse. "Die 'Herrschaft über das Geld' sollte nicht nur Sache des einzelnen Ortsbischofs sein. Die Verwendung sollte sowohl eine überdiözesane Aufgabe sein, als auch auf Gemeindeebene entschieden werden", so der Präsident des höchsten Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus.

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens. Die Kirchensteuer ist die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der Kirchen. Die Kirchen finanzieren aus den Einnahmen vor allem die laufenden Kosten für ihr Personal in Seelsorge, Schulen und sozialen Einrichtungen.

Eine von den beiden Kirchen im Mai veröffentlichte Studie der Universität Freiburg kam zu der Prognose, dass sich die Kaufkraft der Kirchensteuereinnahmen bis 2060 in etwa halbiert. Die Zahl der Kirchenmitglieder sank 2018 um 700.000 auf 44,1 Millionen. Die Austrittszahlen liegen bei den evangelischen Landeskirchen mit 220.000 weiterhin höher als bei der katholischen Kirche mit 216.078.

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