Pläne der Bundesagentur für Arbeit 100.000 Hartz-IV-Empfänger sollen in die Lehre gehen

Nürnberg · Neue Chance für Langzeitarbeitslose: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will Zehntausende Hartz-IV-Empfänger im Heranwachsenden-Alter noch einmal in die Lehre schicken. In den kommenden vier Jahren könnten so mindestens 100.000 junge Männer und Frauen im Alter von 25- bis 34 Jahren doch noch einen Berufsabschluss erwerben.

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Foto: Rafalzyk/BStBK

Das geht aus einem Geschäftsführerbrief von BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt an die Jobcenter hervor, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Pro Jahr sollten nach Bundesagentur-Plänen rund 25.000 Hartz-IV-Empfänger im fortgeschritten Alter eine Berufsausbildung starten. Die Kampage steht unter dem Motto "AusBILDUNG wird was - Spätstarter gesucht".

"Angesichts der bundesweit rund eine Million Arbeitslosen ohne Ausbildung in den Jobcentern ist es mit ein wichtiges Anliegen, das zusätzlich investiert wird in abschlussorientierte Aus- und Weiterbildung", heißt es in dem Schreiben. Jobcenter sollten dabei den Umstand nutzen, dass viele Unternehmen derzeit Probleme hätten, freie Lehrstellen zu besetzen. Zudem könnten zusätzlich ausgebildete junge Heranwachsende später dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu beheben. Sie selbst würden damit ihre Jobchancen verbessern.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erinnerte in Berlin an den in den nächsten Jahren steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Menschen. "Gleichzeitig werden immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Deshalb sollten wir jetzt alle Kräfte bündeln, um den Zehntausenden erwerbsfähigen jungen Menschen eine zweite Chance zu geben, die bisher keinen Berufsabschluss haben und arbeitslos sind", sagte die Ministerin. BA-Vorstandsmitglied Alt kündigte in einer Mitteilung an, die Jobcenter würden jedem Jugendlichen dazu ein Angebot machen.

Bundesagentur-Kreise sehen in dem "zentralen Handlungsschwerpunkt" der Jobcenter für 2013 gleich einen zweifachen Kurswechsel der BA: Zum einen nehme die Bundesagentur erstmals junge Heranwachsende in den Blick, nachdem sie sich jahrzehntelang bei der Berufsausbildung auf die 15- bis 25-Jährigen konzentriert hatte. Zum anderen weiche das neue Programm "Erstausbildung für junge Menschen" von der bisherigen Strategie des "schnellen Erfolges" ab und setze wieder auf Maßnahmen, die erst in ein paar Jahren Früchte tragen.

Betriebe sensibilisieren

Um den Erfolg der Initiative sicherzustellen, geht es nach Einschätzung der Bundesagentur jetzt darum, Betriebe dazu zu bewegen, auch "reiferen jungen Menschen" und nicht nur Schulabgängern eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen. Insgesamt soll das Thema "Erstausbildung" mit rund 300.000 heranwachsenden Hartz-IV-Beziehern besprochen werden. Dies seien in der Regel junge Menschen, denen wegen ihres Alters eine reguläre Ausbildung nicht mehr offenstehe, "die aber gleichwohl noch einen großen Teil des Erwerbslebens vor sich haben".

Auf eine rasche Lösung drängte am Donnerstag auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Rund ein Sechstel der 25- bis 34-jährigen Deutschen habe keinen Berufsabschluss, gehe nicht zur Schule, absolviere kein Studium und keine Berufsausbildung, gab der Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik im DGB-Bundesvorstand, Wilhelm Adamy, in einer Studie zu bedenken. Heranwachsende ohne Berufsabschluss seien nicht nur häufiger arbeitslos, sondern hätten auch deutlich schlechtere Vermittlungschancen als jüngere Fachkräfte.

Der DGB forderte daher die schwarz-gelbe Bundesregierung auf, die "Rotstiftpolitik" in dem Bereich zu beenden und wieder massiv in die Weiterbildung von Hartz-IV-Empfängern zu investieren. Mit einem Fördervolumen von 400 bis 500 Millionen Euro pro Jahr könnten jährlich 30.000 berufliche Ausbildungen für diese Gruppe finanziert werden.

(dpa/felt/das)
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