Deutschland diskutiert über Street View

Im November möchte der Suchmaschinenanbieter Google mit dem Dienst "Street View" für Deutschland starten. Damit lassen sich Straßenansichten aus deutschen Städten einfach und kostenlos über das Internet abrufen. Gegen die Veröffentlichung formiert sich mittlerweile heftiger Widerstand. Der Konzern geht von einer fünfstelligen Zahl an Einsprüchen aus.

Das "Street View"-Projekt des Google-Konzerns hat eine Debatte angestoßen, wie öffentlich private Informationen und Bilder im Internet sein dürfen.

Was ist Street View genau?

Nach dem Erfolg des virtuellen Globus "Google Earth" und von "Google Maps", bei dem man im Internet für fast jeden Ort der Welt Kartenstücke mit zusätzlichen Informationen abrufen konnte, wollte der Konzern auf dieser Schiene weiterfahren. Er überlegte, wie man das Angebot noch ausbauen könnte, nachdem man bereits Satelliten-Fotos integriert hatte. Die Idee war, die Wirklichkeit noch besser und genauer abzubilden – mit Panorama-Fotos, die auf dem Erdboden aufgenommen wurden. Das Projekt nannte man "Street View" (deutsch: Straßen-Ansicht).

Am 25 Mai 2007 startete Google mit Bildern aus den US-amerikanischen Großstädten San Franciso, Las Vegas, Denver, Miami und New York. Nach dem ersten Erfolg des Projektes führte man es mit weiteren US-Städten fort und am 2. Juli 2008 auch außerhalb der USA mit "Straßen-Bildern" aus Frankreich und Italien – entlang der Route der Tour de France.

Was ist das Ziel von Google Street View?

Das ehrgeizige Ziel von Google ist es, Straßen-Ansichten der gesamten Welt mit Street View zu ermöglichen. Mit einem Datum, wann das umgesetzt sein soll, hält man sich indes zurück. Am Ende aber stünde die aktuelle, virtuelle Abbildung der Städte rund um den Erdball.

Steckt dahinter Idealismus?

Auch wenn der Dienst Street View kostenlos für den Endnutzer ist, stecken dahinter natürlich handfeste wirtschaftliche Überlegungen. Sind die Bilder erst einmal da, wird sich Google das Einblenden von Zusatzinformationen beispielsweise zu einem Restaurant oder Hotel bezahlen lassen. Nach der Google-Philosophie will man Internet-Nutzer erst einmal an das Angebot binden und so eine Plattform schaffen, die für bezahlte Werbung interessant ist.

Wie funktioniert Street View?

Bei "Google Maps" kann man in den Kartenausschnitt bereits hinein zoomen. Hat man den größten Zoomfaktor gewählt, werden automatisch die Street-View-Ansichten gezeigt – sofern sie vorhanden sind. Daneben gibt es noch ein kleines stilisierten Männchen, den "Pegman": Wird er mit der Maus über einen Ort gezogen, werden die Street-View-Bilder eingeblendet.

Wie kommt Google an die Bilder?

Der Konzern nimmt keine Bilder an, die von Privatpersonen gemacht worden sind. Vielmehr lässt er selbst Autos durch die Städte fahren, die mit einem 2,5 Meter hohen Mast ausgerüstet sind. Daran sind neun Kameras angebracht, die einen Rundumblick ermöglichen. Zusätzlich sind die Autos mit GPS-Sensoren ausgestattet, um den Standpunkt der Aufnahme zu verzeichnen. Daneben sind noch Laserabstandsmesser eingebaut, mit der die Entfernung von Gebäuden zum Kamera-Auto festgehalten wird. Wo die Autos nicht eingesetzt werden können, setzt der Konzern auf dreirädrige Motorräder.

Was ist mit dem Datenschutz?

Bereits am 12. Mai 2008 stellte Google eine Software vor, die bei Straßenaufnahmen aus dem New Yorker Stadtteil Manhattan die Gesichter unkenntlich machte. Das heißt, das Problem ist dem Konzern durchaus bewusst. Vor allem nach Protesten in den USA. Allerdings gibt man zu, dass der Widerstand in Deutschland am härtesten sei. Zwar macht der Konzern keine Angaben zu den Einsprüchen in Deutschland, eine Google-Sprecherin ging aber von einer fünfstelligen Zahl aus. Laut Bundesverbraucherschutz-Ministerium würden bis zum Ende des Jahres mehr als 200 000 Einsprüche vorliegen.

Wie reagiert Google auf die "deutsche Frage" darauf?

Gesichter und Autokennzeichen werden automatisch unkenntlich gemacht. Seit Mai 2009 gibt es zudem die Möglichkeit, per Brief oder E-Mail gegen die geplanten Veröffentlichungen von Gebäuden oder Grundstücken, Personen und Fahrzeugen Widerspruch einzulegen. Bei einem Mietshaus reicht es, wenn bereits ein Mieter gegen die Veröffentlichung ist. Anwohner der Städte, in denen Street View im November startet, können dann auch eine neue Mitteilungsfunktion auf der Webseite www.google.de/streetview nutzen.

Bis wann muss man Widerspruch eingelegt haben?

Wer bis zum 21. September Einspruch erhebt, wird noch vor dem Start im November berücksichtigt. Dann sollen Bilder aus den 20 größten Städten Deutschlands, darunter Düsseldorf, Duisburg, Köln und Wuppertal, verfügbar sein. Man kann auch noch danach gegen die Veröffentlichung vorgehen.

Internet Fakten zu Google und Street View unter www.rp-online.de/digitale

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