Kontroverse über Transrapid für das Ausland Deutsche Hochtechnologie vor dem Ausverkauf?

Berlin (rpo). Droht ein Ausverkauf der deutschen Hochtechnologie ins Ausland? Nach der Jungfernfahrt des deutschen Transrapid in China mit Folgeaufträgen ist in Deutschland ein Streit entbrannt.

Verkehrsexperten warnten am Dienstag in der "Berliner Zeitung" vor entsprechenden Gefahren, wenn es weiterhin keine deutsche Referenzstrecke geben sollte. Andere Experten meinten, eine Weiterverbreitung von Know-How sei unvermeidbar.

Der Sprecher der Vermarktungsgesellschaft Transrapid International, Peter Wiegelmann, wurde mit den Worten zitiert: "Wenn wir einen Ausverkauf der Technologie vermeiden wollen, brauchen wir eine deutsche Anwendungsstrecke." Wiegelmann schloss nicht aus, dass China Zugang zu weiteren Technologien erhalten werde, wenn es weitere Aufträge für Magnetbahnstrecken im Fernen Osten gebe. Für den Trassenbau der ersten kommerziellen Transrapid-Linie, die im Beisein von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Chinas Ministerpräsident Zhu Rongji eingeweiht wurde, habe China "bereits erste Lizenzrechte aus Deutschland erhalten".

Mit der Jungfernfahrt in Schanghai kam auch eine Zusage Zhus ins Gespräch, die neue Trasse von 31 Kilometern Länge zwischen Schanghai und dem Großflughafen Pudong um 300 Kilometer nach Südwesten bis Hangzhu zu verlängern. Außerdem wird seitens chinesischer Planer eine 1.000-Kilometer-Strecke von Schanghai nach Nordwesten bis Peking erwogen.

Der Chef des Instituts für Bahntechnik Berlin, Peter Mnich, erklärte, wenn die Industrie "keine Chance bekomme, ihre Technologie in Deutschland anzuwenden, wird sie diese im Ausland vermarkten". Nach seinen Angaben sind die Chinesen auch an Lizenzen für den Wagenkastenbau interessiert.

Martin Posth vom Asien-Pazifik-Forum in Berlin sagte dagegen, mit der geglückten Jungfernfahrt könnte es gelingen, dass Chinesen und Deutsche "Arm in Arm diese Technologie und diesen Zug weltweit vermarkten". Ausbauwünsche gebe es auch in den USA und in Bangkok, sagte er der Deutschen Welle. In einer globalen Welt sei es zudem unvermeidbar, Technologie und Know-how mit anderen zu teilen. Deutsche könnten nicht mehr erwarten, dass Technik immer nur von Deutschland aus exportiert werde.

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dirk Fischer, erklärte im NDR, Ausbauentscheidungen stünden auch in der Niederlanden an. Für Deutschland bleibe das aufgegebene Projekt Hamburg-Berlin das beste Anwendungsgebiet. Die gegenwärtigen Projekte in Nordrhein-Westfalen und Bayern seien "in ihrer verkehrspolitischen Sinnhaftigkeit deutlich schwächer zur begründen als das Fernverkehrsprojekt Hamburg-Berlin zu begründen" gewesen sei. Wenn die Strecke ebenso wie bei Wasserstraßen oder Autobahnen vom Bund bezahlt worden wären, hätte der Transrapid eine faire Chance bekommen können.

Als verkehrspolitisch überflüssig lehnte die Transportgewerkschaft Transnet die beiden Magnetschwebebahnprojekte in NRW und Bayern ab.

(RPO Archiv)
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