Der Sonntag ist nicht mehr heilig

Ökonomisierung des Alltags oder nur nachvollziehbares Verbraucherbedürfnis? Der Kulturkampf um den verkaufsoffenen Sonntag geht auch zehn Jahre nach dem Wegfall des Ladenschlussgesetzes weiter. Seit 2006 sind die Länder für die Regelung zuständig, und es wird munter vor Ort weitergerungen. Rot-Grün in NRW erlaubt an vier Sonn- und Feiertagen die zusätzliche Ladenöffnung. Anlass müssen besondere Feste, Märkte oder Messen sein. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat nun klargemacht, dass es sich wirklich um einen bedeutenden Anlass handeln muss. Ein nettes Kinderfest gehört nicht dazu.

Ein wegweisendes Urteil. Es ist richtig, den durchsichtigen Versuchen der Wirtschaft und des Handels, den Sonntag schrittweise zum Werktag umzuetikettieren, einen Riegel vorzuschieben. Sonst wird bald jeder Straßenflohmarkt zum Stadtereignis deklariert. Für Konsum und Kommerz ist in dieser Gesellschaft ausreichend Platz. Der Sonntag ist doch längst nicht mehr heilig. Aber für viele trotzdem noch Ruhetag. Familientag. Auch Kirchentag. Es ist also mehr als ein frommer Wunsch, dass die Bürger sonntags zur Ruhe kommen können (dürfen). In Artikel 140 des Grundgesetzes kann man dies auch nachlesen.

(brö)
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