"Der Patient muss Eigenverantwortung übernehmen"

Kassenärzte-Chef Andreas Köhler fordert mehr Eigenbeteiligung von Versicherten und mehr Wettbewerb für Ärzte.

Sie wollen, dass Kassenpatienten ihre Arzt-Rechnung selbst begleichen und bei der Kasse einreichen, von der sie die Kosten erstattet bekommen. Warum?

Köhler Der Nachfrage nach ambulanten ärztlichen Leistungen steht eine begrenzte Menge an Geld für die Gesundheitsversorgung gegenüber. Bislang lastet die Kostensteuerung immer auf dem Arzt. Ich halte es für notwendig, dass auch der Versicherte Eigenverantwortung übernimmt. Das setzt voraus, dass er weiß, was er an Kosten verursacht. Zudem muss er einen gewissen Prozentsatz an Eigenbeteiligung übernehmen.

Die wenigen Versicherten, die heute Kostenerstattung wählen, müssen die gleichen Sätze zahlen wie Privatpatienten und bleiben auf einem Großteil der Kosten sitzen.

Köhler Für die Kostenerstattung ist die Gebührenordnung der Ärzte die Grundlage. Der Versicherte müsste nur seinen gesetzlich festgelegten und sozial abgefederten Eigenanteil leisten.

Das würde aber zu gigantischen Mehrausgaben bei den Arzthonoraren für die gesetzlichen Krankenkassen führen.

Köhler Das sehe ich nicht so. Ich bin überzeugt, dass durch die Kostenerstattung, bei der die Versicherten mehr Eigenverantwortung übernehmen, sich die Zahl der Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte reduziert. Zurzeit geht jeder Versicherte im Durchschnitt 18 Mal pro Jahr zum Arzt. Durch weniger Arztbesuche wird auch Geld eingespart.

Die Arztbesuche müssten um etwa 50 Prozent zurückgehen, damit sich das rechnet.

Köhler Nein. Ich gehe davon aus, dass sich mit der Kostenerstattung die Zahl der Arztbesuche um 20 bis 25 Prozent reduziert. Und das wird ausreichen. Wir müssen aber akzeptieren, dass die Gesundheitsversorgung in einer älter werdenden Gesellschaft grundsätzlich teurer wird.

Die Mehrheit der Ärzteschaft spricht sich gegen die Kostenerstattung aus. Wie erklären Sie dieses Votum der Mediziner?

Köhler Die Einführung der Kostenerstattung bedeutet auch, dass es mehr Wettbewerb unter den Ärzten geben wird. Wenn sich die Zahl der Arztbesuche reduziert, müssen die Ärzte stärker um ihre Versicherten werben. Ich gehe davon aus, dass sich bei flächendeckender Kostenerstattung die Zahl der Arztpraxen um rund 25 Prozent reduzieren wird.

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