Der Papst will aufrütteln

Der Vergleich des Papstes von Flüchtlingsaufnahmezentren mit Konzentrationslagern ist schockierend - aber er ist durchaus berechtigt. Nicht weil hier unmenschliche Praktiken der NS-Zeit mit heutigen politischen Entwicklungen verknüpft werden, sondern weil es solch drakonischer Vergleiche bedarf, um Menschen aus ihrer gewollten Handlungsunfähigkeit zu reißen. NS-Konzentrationslager sind ein Synonym für beispiellose menschliche Brutalität und Verachtung. Flüchtlingsaufnahmezentren sollen Menschen in Not helfen. Doch sie verfehlen ihre Bestimmung, wenn sie zur Dauereinrichtung und einem Entsorgeplatz von Menschen in Not werden, die vor unserer Haustür stehen.

Franziskus kritisierte die Bedingungen in den Lagern auf der griechischen Insel Lesbos oder auf Sizilien. Doch ihm ging es nicht um die Griechen oder Italiener, die dort viel leisten, sondern um einen Teil des reichen Europas, das in seiner Aufnahmebereitschaft versagt und Menschen in Not sich selbst überlässt. Dies ist der moralische Aspekt des Papst-Vergleiches, dem wir uns nicht entziehen können.

(RP)
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