Deutsche Aktien rutschen weiter ab DAX unter 6000 Punkten

Frankfurt/Main (dpa). Der Deutsche Aktienindex ist erstmals seit Dezember 1999 wieder unter die magische 6000-Punkte Marke gesunken.

Allerdings konnten sie die Verluste im Schlepptau der freundlicheren US-Technologiebörse NASDAQ zum Handelsende etwas begrenzen. Der DAX fiel erstmals seit Dezember 1999 unter die Marke von 6000 Punkten und schloss bei 5962,93 Zählern mit einem Minus von 1,38 Prozent. Die im NEMAX 50 zusammengefassten wichtigsten Werte am Neuen Markt gaben 2,76 Prozent auf 1786,17 Punkte ab. Die 70 mittelgroßen Werte im MDAX büßten 1,86 Prozent auf 4605,92 Zähler ein.

Die Stimmung sei "sehr negativ", sagte ein Frankfurter Händler. Allerdings verwundere das niemanden, da das gesamte Marktumfeld und die Nachrichtenlage schlecht seien. Der DAX werde sich wohl erst im zweiten Halbjahr 2001 wieder erholen.

Schwach präsentierten sich vor allem Versicherungswerte. Die Allianz bildete mit einem Kursabschlag von 4,17 Prozent auf 338,70 Euro das Schlusslicht im DAX. Am Parkett kursierten Gerüchte, wonach die Allianz für den US-Versicherer American General ein Angebot machen will, sagte ein Aktienhändler einer Frankfurter Großbank. Die Papiere der Münchner Rück schlossen um 3,41 Prozent schwächer auf 336,50 Euro. Der Titel sei überteuert, sagte ein Frankfurter Händler. Zudem gebe es wenig Raum für Kursfantasien.

Autotitel kamen unter die Räder: Die Aktien von Volkswagen gaben 3,32 Prozent auf 59,49 Euro nach. DaimlerChrysler-Papiere verloren 3,91 Prozent auf 52,78 Euro. BMW-Aktien büßten 1,48 Prozent auf 37,90 Euro ein. Bereits am Vortag seien Aktien von Automobilherstellern in New York unter Abgabedruck geraten, sagte Aktienhändler Thomas Engel von M.M. Warburg. "Wir haben einen absoluten Bären-Markt", fügte er hinzu. Ein anderer Händler erklärte die Verluste bei den Autowerten mit den vorgelegten Zahlen für Neuzulassungen in Europa, die überdurchschnittlich zurückgegangen seien.

Als zweiter Sieger ging die Aktie von Schering aus dem Handel: Die Anteilsscheine des Pharmakonzerns legten um 3,77 Prozent auf 52,55 Euro zu. Zur Zeit seien eher risikoarme Werte gefragt, erklärte ein Händler den Kursgewinn. Auch die Deutsche Telekom konnte 2,96 Prozent auf 26,08 Euro gewinnen.

Die Siemens-Familie durchlebte einen sehr gemischten Handelstag. Die Aktien von Siemens büßten 1,88 Prozent auf 117,75 Euro ein. Der Elektronikkonzern hatte angekündigt, den Gewinn nur noch stärker als den Umsatz steigern zu können, wenn die Tochter Infineon herausgerechnet wird. Dieses Eingeständnis sei überraschend gekommen, erklärte Michael Bahlmann von M.M. Warburg die Verluste. Infineon- Papiere hingegen kletterten um 4,14 Prozent auf 38,27 Euro und beendeten den Handel als Tagessieger. Die derzeitige Schwäche des Halbleitermarktes sei bekannt und bei Infineon bereits im Kurs enthalten, erklärte Bahlmann.

Zuvor hatte sich die US-Technologiebörse NASDAQ freundlich präsentiert. Der NASDAQ-Composite-Index stieg um 2,69 Prozent auf 1975 Punkte. Die Industriewerte im Dow-Jones-Index pendelten um ihren Schlussstand vom Montag und lagen zuletzt bei 10 217 Zählern mit 0,08 Prozent im Plus. Der EuroStoxx 50 schloss 0,8 Prozent schwächer auf 4184,15 Zählern. Die Börsen in London und Paris verloren ebenfalls.

Der Rentenmarkt tendierte schwächer. Der Richtung weisende Bund Future gab 0,1 Prozent auf 109,17 Punkte ab. Der Rentenindex REX sank ebenfalls um 0,1 Prozent auf 112,95 Zähler. Die Umlaufrendite wurde unverändert mit 4,71 Prozent festgestellt.

Der Euro kostete am Abend 0,9140 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 0,9202 (Montag: 0,9272) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 2,1254 (2,1094) DM.

(RPO Archiv)
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