Persönlich David McAllister ... der (vorerst) gefallene Kronprinz

Wenn Ministerpräsident David McAllister mit Angela Merkel an seiner Seite die Wahlkampfsäle füllte, von Hunderten von Besuchern hörte, die nicht mehr eingelassen werden konnten, dann fühlte er sich gefühlsmäßig noch weiter nach oben getragen: Die erste eigene Wahl in Niedersachsen gewinnen und dann die Fühler nach Höherem in Berlin ausstrecken. Das schien sein heimlicher Plan zu sein.

Die Bewährungsprobe in dem von Christian Wulff geerbten Amt ist misslungen. Gibt er nun auch die Bundes-Ambitionen auf? Seine ersten Andeutungen besagen das Gegenteil. Denn McAllister hat nicht das Verlangen, gegen seinen Amtsnachfolger Stephan Weil den großen Oppositionsführer zu geben. Dann nehme er schon lieber in der letzten Reihe des Landtages Platz, als dem amtierenden Fraktionsvorsitzenden Björn Thümler die doppelten Diäten und den Dienstwagen streitig zu machen, heißt es aus seiner Umgebung.

Die Parteichefin, die ihn vor seinem Sprung auf den Chefsessel in Hannover schon einmal vergeblich zum CDU-Generalsekretär zu machen versuchte, betonte gestern jedenfalls, dass sie weiter auf ihn setzt. Er gehöre zu den fähigsten, besten Köpfen in der CDU, und verglichen mit ihrem Alter (58) sei er (42) ja noch "ein junger Mann", dem damit auch die Zukunft gehöre — "an welcher Stelle auch immer".

Im Bundeskabinett ist vorerst kein Platz. Würde Bildungsministerin Annette Schavan in dieser Woche zurücktreten — Merkels Mac wäre eine Option. Wenn die Baden-Württemberger als Heimatverband Schavans das zuließen. Doch beides ist eher unwahrscheinlich. Ihre klare Ansage an McAllister, unterstrichen noch mit einer Kanzlerin-Hand auf seiner Schulter, "wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen", könnte auch umgedreht und auf die Zukunft gewendet werden.

Ein paar Tage Bedenkzeit reklamierte McAllister für sich, um zu überlegen, wie es mit ihm weitergehen und wie die Niedersachsen-CDU am besten aufgestellt wird. Am Ende könnten ein paar Monate daraus werden. Der Aufruf der Kanzlerin in der Präsidiumssitzung, nun "als Team" zusammenzustehen, ist einerseits eine Lehre aus dem Wahlausgang, dass es nicht ausreicht, auf einen Kandidaten allein zu setzen und diesen zum Superstar aufzumotzen. Es kann aber zugleich als Hinweis verstanden werden, dass McAllister natürlich zum Team Merkel gehört. Nach der Wahl könnte ein Ministerposten für ihn zufällig übrigbleiben, vielleicht aber auch der Posten des Generalsekretärs.

(nay-)
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