Persönlich David Cameron . . . redet bei der EU nur über sich

Die Irritation war spürbar nach der Ankunft von David Cameron in der lettischen Hauptstadt Riga. Ohne auch nur mit einem Wort auf das Thema des EU-Ostgipfels oder die wichtigen Griechenland-Gespräche am Rande einzugehen, erzählte er der wartenden Presse, dass er gedenke, den versammelten Staats- und Regierungschefs seine ganz eigene Tagesordnung aufzudrücken: "Ich werde heute eine ernste Debatte darüber beginnen, wie die Europäische Union reformiert und Britanniens Beziehungen zu ihr neu verhandelt werden können." Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite äußerte sich pikiert, und aus der deutschen Delegation war zu hören, der Ostgipfel mit seinen eigenen großen Problemen sei "nicht der Ort für diese Debatte, für die es noch genug Gelegenheiten geben wird". Cameron war das egal. Früh verkündete er, am Nachmittag die gesamte europäische Presse zu unterrichten.

Der britische Premier scheint gestärkt aus seiner überraschenden Wiederwahl gegangen zu sein. So gestärkt, dass er die Anliegen Großbritanniens gerne wieder in den Vordergrund rückt. Tage vor den Unterhauswahlen am 7. Mai hatte Cameron noch dreingeschaut wie ein geprügelter Hund. Alle Prognosen sprachen gegen ihn. Den Wahlausgang konnte er dann wohl auch nicht ganz fassen: Die Konservativen unter seiner Führung erreichten bei einem Stimmenanteil von 36,9 Prozent die absolute Mehrheit der Parlamentssitze. Cameron behielt seine Macht. Seinen Wählern ist er nun ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU schuldig. Das Thema werde sicher "viel Krach, viel Auf und Ab" geben, sagte der 48-Jährige.

Riga war für die EU also nur ein Vorgeschmack dessen, was sie in den nächsten Monaten aus Großbritannien erwartet: "Das britische Volk ist mit dem Status quo der EU nicht zufrieden - und ich bin es auch nicht", verkündete Cameron.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort