Datenskandal bei Duisburger Verkehrsbetrieb

Duisburg Ein Sprecher der stadteigenen Duisburger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (DVV) hat gegenüber unserer Zeitung bestätigt, dass vertrauliche Personaldokumente ihrer Tochter, der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), Dritten zugänglich gemacht wurden. Ein anonymer Absender hatte unserer Zeitung eine CD zugespielt, die unter anderem Krankheitsmeldungen, Zwischenzeugnisse und Ergebnisse von Kontrollfahrten dokumentiert. Experten des Unternehmens halten die Daten für echt. Die DVV will Strafanzeige erstatten.

In seinem Anschreiben behauptet der anonyme Absender, dass die mit Klarnamen versehenen und großteils unverschlüsselten Daten lange Zeit auf dem offenen Laufwerk des Unternehmens zugänglich waren und von Mitarbeitern "als Pausenbelustigung" benutzt wurden. Die Dokumente seien immer noch auf den Laufwerken einzelner Mitarbeiter gespeichert.

Das Unternehmen erfuhr von der Panne erst durch unsere Zeitung. Es ließ mehrere interne Datenbanken sperren, so dass in mehreren Abteilungen gestern nur eingeschränkt gearbeitet werden konnte. Außerdem wurde eine "Taskforce", bestehend aus IT-Experten, Rechtsabteilung, Betriebsrat, Personalrat und interner Revision eingerichtet, die die Vorgänge aufklären soll. Die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers soll eine Expertise abgeben.

Die Mitarbeiter der DVV und die Mitglieder des Aufsichtsrates wurden im Laufe des Nachmittags informiert. Vorsitzender des Aufsichtsrates der DVV ist Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), der sich laut Ratsbeschluss von gestern Abend am 12. Februar einem Abwahlverfahren stellen muss. Aufsichtsratsvorsitzender der DVG ist der SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert Mettler. "Man muss untersuchen, ob kriminelle Energie am Werk war. Ob es zu einem Vertrauensverlust kommt, hängt davon ab, wie der Fall nun aufgearbeitet wird", sagte er. Aufsichtsratsmitglied Dieter Kantel (Grüne) sprach vom "größten anzunehmenden Unfall" für eine Personalabteilung.

Inzwischen ist auch der Datenschutzbeauftragte des Landes eingeschaltet worden.

(RP)
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