Ehemalige First Lady Das viele Geld wird für Hillary Clinton zum Problem

Los Angeles · Wenn es nach vielen Demokraten in den USA geht, dann soll Hillary Clinton Nachfolgerin von US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus werden. Doch jetzt muss sich die ehemalige First Lady mit heftigem Gegenwind auseinandersetzen. Der Vorwurf überrascht in einem Land, das persönliche Leistungen eigentlich honoriert. Hillary Clinton soll schlichtweg zu reich sein.

 Erfolg macht reich: Hillary Clinton.

Erfolg macht reich: Hillary Clinton.

Foto: dpa, jl ks kde

Hillary Clinton ist in diesen Tagen viel unterwegs. Die 66-Jährige stellt weltweit ihre neue Biographie vor. Titel: "Hard Choices" ("Schwere Entscheidungen"). Am 6. Juli wird die ehemalige US-Außenministerin auch in Berlin erwartet. Bei der Vorstellung des Buches in den USA beging Clinton jedoch einen taktischen Fehler, der ihr in den kommenden Monaten auf die Füße fallen dürfte. "Dead broke" ("Vollkommen pleite") seien Bill und sie gewesen, als sie nach zwei Amtszeiten das Weiße Haus verlassen hätten.

104 Millionen Dollar für Reden

Die Clintons und pleite? Das ließ den politischen Gegner natürlich aufhorchen. Denn seit Jahren tuschelt man in Washingtons besseren Kreisen über die anschaulichen Redner-Honorare, die Bill Clinton in der ganzen Welt kassiert. Selbst die als liberal geltende "Washington Post" rechnet jetzt genüßlich vor, das der ehemalige Präsident seit seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus 104 Millionen Dollar mit Auftritten verdiente.

Und auch Hillary macht während ihrer Pause von der Politik reichlich Kasse. Wie das "Las Vegas Review-Journal" berichtete, wollte die Universität der Spielermetropole 225.000 Dollar für eine Hillary-Rede zahlen. Das Geld sollte in die Familienstiftung der Clintons fließen. Die immense Summe stieß vielen Studenten sauer auf, die sich oftmals hoch verschulden müssen, um im Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten überhaupt studieren zu dürfen.

Unamerikanische Debatte

Hillary Clinton und das liebe Geld — eigentlilch ist dies eine Debatte die vor einigen Jahren noch als unamerikanisch gegolten hätte. Denn öffentliche Neid-Debatten gab es hier kaum. Im Gegenteil: Persönlicher Reichtum und wirtschaftlicher Erfolg finden in den USA in der Regel Anerkennung und öffentlichen Applaus. Ein Multi-Milliardär wie Donald Trump ist in den USA ein gern gesehener Gast in Talkshows und gilt Millionen junger Menschen als Vorbild.

Doch der Wind hat sich gedreht. Das Platzen der Immobilien-Blase zwang viele Amerikaner dazu, den Traum vom Eigenheim aufzugeben. Die amerikanische Wirtschaft dümpelt vor sich hin. Selbst Familienväter aus der ehemaligen Mittelschicht haben heute zwei oder sogar drei Jobs, um mit ihrer Familie über die Runden zu kommen. Ein Trend der sich verfestigen dürfte. Namhafte Ökonomen sagen voraus, dass die Löhne selbst bei einem Aufschwung nicht nennenswert steigen werden.

Was kostet ein Liter Milch?

Wird in so einem Klima das Bankkonto der Kandidaten zum Wahlkampfthema? Der Republikaner Mitt Romney musste beim vergangenen Wahlkampf am eigenen Leib erfahren, wie das enden kann. Immer wieder zeichneten die Demokraten das Bild eines abgehobenen Multi-Millionärs, der bestimmt nicht mehr wisse, was ein Liter Milch im Supermarkt koste. Der ehemalige Finanzunternehmer Romney, so der Vorwurf, habe schlichtweg den Kontakt zu den normalen Leuten verloren.

In den Führungskrisen der Demokraten breitet sich langsam Nervosität aus. Was sollte Hillary jetzt tun? Vor allem klare Kante zeigen, da sind sich die meisten Berater einig. "Ihre Reaktionen bislang wirken unaufrichtig. Wahrscheinlich deshalb, weil sie selbst nicht weiß, was sie von ihrem eigenen Reichtum halten soll", erklärt der Psychologe Jamie Traeger-Muney dem Magazin Politico. Es wirke so, als schäme sich Hillary für ihren Reichtum und Erfolg. Wer sich schämt, wirkt in der Öffentlichkeit aber unehrlich, führt er weiter aus.

Hoffen auf den Aufschwung

Hillay sollte also in die Offensive gehen. Diesen Rat gab ihr auch Senator Claire McCaskill im Interview mit MSNBC. "Sie sollte sich nicht dafür schämen, viel Geld zu haben. Es ist schließlich sehr amerikanisch, viel Geld zu verdienen." Fast alle Präsidenten der vergangenen Jahrzehnte seien wohlhabende Menschen gewesen.

Politische Beobachter glauben indes, dass Hillarys größte Hoffnung eine andere ist: Wenn die US-Wirtschaft doch noch anzieht und es mehr Amerikanern wieder besser geht, dürfte die Debatte im Hillarys Bankkonto einiges an Schärfe verliert. Doch auf nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung warten die Menschen jenseits des Atlantiks schon länger vergeblich.

(csi)
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