Düsseldorf Das kleine Lexikon rund um das Bakterium

Düsseldorf · Rund um das EHEC-Bakterium tauchen immer wieder Fachbegriffe auf. Wir erklären sie. Antibiotika Arzneimittel, die gegen Bakterien wirken (nicht gegen Viren und Pilze). Bei einer Therapie von EHEC und Hämolytisch-Urämischem Syndrom (HUS) sind Antibiotika aber ungeeignet, weil sie die EHEC-Bakterien in den Massentod treiben – das führt dazu, dass ihr Zellgift (Verotoxin) in weitaus stärkerem Maße freigesetzt wird. Dadurch wird die Infektion noch verschlimmert. Wichtiger bei der Therapie von EHEC-Durchfällen ist vielmehr der schnelle und effektive Ersatz der durch die Durchfälle verlorenen Körperflüssigkeit.

EHEC Enterohämorrhagische Escherichia coli. Sie sind eine Untergruppe der E.-coli-Bakterien, kommen im menschlichen Darm ursprünglich nicht vor und gelangen dorthin nur durch kontaminierte Nahrung oder durch Schmierinfektion von Mensch zu Mensch. EHEC-Keime produzieren Zellgifte, die beim Menschen zu blutigen Durchfällen und Bauchkrämpfen (oft mit Fieber), den Leitsymptomen der Krankheit, führen. Der direkte oder indirekte Nachweis von krankheitserregenden E.-coli-Stämmen ist meldepflichtig. Der Nachweis der Toxine ist für eine sichere Diagnose erforderlich. ESBL Extended-Spektrum-Beta-Laktamase. Besondere Eigenschaft des aktuellen EHEC-Keims, der einen Resistenzgrad gegen gewisse Antibiotika kennzeichnet, so gegen Penicilline und Cephalosporine (der ersten bis vierten Generation). ESBL-produzierende Erreger bilden spezielle Enzyme (Beta-Laktamasen), die zahlreiche Antibiotika spalten, indem sie ihren Beta-Lactam-Ring auflösen und das Antibiotikum neutralisieren. Bei ESBL-Erregern müssen stärkere Antibiotika gegeben werden (Carbapeneme). Die tierische Herkunft ist unstrittig: "ESBL-Keime sind bei Schlachttieren nichts Neues", sagt Wolfgang Witte vom Robert-Koch-Institut in Wernigerode. HUS Hämolytisch-Urämisches Syndrom. Es bedeutet den Sprung von der Darm- zur systemischen Erkrankung. Tritt in fünf bis zehn Prozent aller EHEC-Fälle auf. Bei HUS schädigt das Gift der Keime gleichermaßen Nieren, Blutzellen und Blutgefäße, gelegentlich auch das zentrale Nervensystem. In der Folge kommt es oft zu akutem Nierenversagen, Blutarmut und verstärkten Blutungen. Die Zahl der Blutplättchen ist verringert. Die Urinproduktion geht zurück, die Entgiftung des Körpers ist reduziert. Eintrübung oder Krampfanfälle zeigen eine Beteiligung des Gehirns auf, die prognostisch ungünstig ist. Normalerweise gilt das HUS als Erkrankung im Säuglings- und Kindesalter. Plasmapherese Bei dieser Behandlung des menschlichen Blutes wird das Spenderplasma zentrifugiert und abgefiltert und durch eine Lösung ersetzt, die unter anderem Elektrolyte, Puffersubstanzen und eventuell Frischplasma-Konzentrate enthält. "Oft behandelt man das Syndrom symptomatisch mittels Dialyse, um das Toxin aus dem Körper zu bringen", sagt Witte. Resistenz Unter einer Antibiotika-Resistenz versteht man die Eigenschaft von Mikroorganismen (Bakterien), die Wirkung von antibiotisch aktiven Substanzen zu schwächen oder zu neutralisieren. Häufige Gabe von Antibiotika erhöht den Selektionsdruck auf die Bakterien und lässt bei Mutationen der Bakterien neue Komplexe entstehen, die unempfindlich gegen Antibiotika sind. Der oft recht unkritische und massenweise Einsatz von Antibiotika in Human- und Veterinärmedizin wird für die Entstehung von Resistenzen verantwortlich gemacht. Hat jemand eine leichtere Lungenentzündung, bekommt er ein Breitband-Antibiotikum, das auch Bakterien im Darm angreift. Dort greift dann ein Selektionsprozess um sich – und in der Folge entsteht ein resistenter Keim. Diese Resistenzen lassen sich bereits ein Jahr später nachweisen.

(RP)
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