Berlin Daniela Schadt – selbstbewusst an seiner Seite

Berlin · Sie ist die erste First Lady ohne Trauschein, steht selbstverständlich an der Seite des Präsidenten und hat doch, herausgerissen aus einem Vollzeitjob als Redakteurin, einen eigenen, selbstbestimmten Stil gefunden: Daniela Schadt, die Frau, die den ersten Mann im Staat erdet, so oft er abzuheben droht.

Wenn Daniela Schadt (53) ihren jetzigen "Beruf" als First Lady mit ihrem früheren als Innenpolitik-Chefin der "Nürnberger Zeitung" vergleicht, wird sie gerne so klar wie in den Kommentaren, die zu schreiben sie so liebte: "Wer sagt, der 30. Kommentar zur Pflegereform sei spannender als das, was ich jetzt mache, der hat einen an der Waffel." Und deshalb war es für sie auch keine Frage, dass der gemeinsame neue Anfang mit ihrem Lebensgefährten Joachim Gauck im Schloss Bellevue das Ende für ihr Wirken als Journalistin bedeutete. Noch 2010, als Christian Wulff über Joachim Gauck obsiegte, war sie "mehr erleichtert als traurig". Als Gauck keine zwei Jahre später dann doch Präsident wurde, bescherte ihr das prompt privat ein paar Albträume.

Sie sah sich schon "mit Highheels und langem Kleid bäuchlings die Treppe von Bellevue herunter segeln" oder auch "beim Staatsbankett den Rotwein umschmeißen über das Kleid einer königlichen Majestät". Beides ist bislang nicht passiert, und inzwischen weiß Schadt auch, dass es immer besser ist, sich nicht selbst zu verunsichern, sondern beherzt in jede neue Situation hineinzugehen. Und davon gibt es mehr als genug.

Eine hängt mit ihrem Familienstand zusammen. Zwar lebt Joachim Gauck seit 1990 getrennt von seiner Frau Gerhild, doch von Scheidung ist nicht die Rede. Auch mit seiner nachfolgenden Lebensgefährtin Helga Hirsch bestehen unkomplizierte Kontakte; sie steht dem Präsidenten als Beraterin auch im Schloss Bellevue zur Verfügung, obwohl sie seit 1998 kein Paar mehr sind. Schadt und Gauck lernten sich zwei Jahre später am Rande eines Vortrags in Nürnberg kennen, verliebten sich und führten eine klassische Fernbeziehung zwischen Nürnberg und Berlin.

"Es hat sich einfach ergeben", sagt Schadt zu der eher ungewöhnlichen Patchwork-Situation. "Es ist für einige ein Affront, von uns allerdings nicht so gemeint", fügt sie hinzu. "Aber da die Familie damit leben kann und da wir damit leben können, glaube ich, kann man das so lassen", lautet ihre Erklärung. Tatsächlich soll der Umgang der Kinder und ihrer Ehepartner mit Vater und Partnerin deutlich entspannter sein als in früheren Jahren, als Pastor Gauck in seiner Kirchen-Arbeit aufging und wenig Zeit für die Familie hatte. Störungsfrei soll es auch zwischen den Verheirateten zugehen. So wird berichtet, sie hätten sich am Tag ihrer Goldhochzeit getroffen.

Wo diese Konstruktion allerdings an Grenzen stößt, steckt Schadt zurück, wie etwa beim Empfang im Vatikan: "Bevor es kompliziert wird, bleibe ich hier." Kompliziert für die Begleitung und Bewachung des Präsidentenpaares ist jedoch mitunter, dass Gauck und Schadt den gleichen "Kommunikationsstil" pflegen. Sie interessieren sich für die Menschen, kommen schnell ins Gespräch und merken dann nicht immer, dass sie laut Zeitplan längst woanders sein müssten. Das fällt immer dann besonders auf, wenn Schadt und Gauck zwar gemeinsam zu einem Ereignis erscheinen, der Abstand zwischen ihnen aber immer größer wird, weil sie sich an unterschiedlichen Stellen in Gespräche vertiefen und so leicht aus den Augen verlieren.

Der eigenständige Kontakt zu den Menschen liegt Schadt besonders, weil sie sich von Natur aus nicht ins Scheinwerferlicht drängt. "Klops" nennt sie das Gedränge aus Menschen und Kameras um ihren Mann herum. "Da muss ich nun wirklich nicht unbedingt rein." Aber sie weiß, wann von ihr erwartet wird, sichtbar am Rande zu stehen und aufmerksam einer Rede von "Jochen", wie sie den Präsidenten nennt, zu lauschen.

Gleichzeitig setzt sie eigene Akzente. Die üblichen Schirmherrschaften, etwa beim Müttergenesungswerk oder der Kinder- und Jugendstiftung, nimmt sie nicht nur repräsentativ wahr. Mit Symposien holt sie Theorie und Praxis zusammen ins Schloss Bellevue. Und mit Dutzenden von Terminen in vielen Regionen Deutschlands auf eigene Faust gibt sie selbstlosen Helfern das Gefühl, anerkannt zu sein.

Vorgängerin Bettina Wulff schrieb sich ihren Frust von der Seele über die Einengungen durch ihre Rolle, die sie zu spielen hatte. Von Schadt sind derartige Empfindungen kaum zu erwarten. Wenn Stars ihrer Jugend richtig abrocken, dann zieht sie auch schon mal die Schuhe aus, steigt auf den Stuhl und rockt mit. Und der Präsident übernimmt den Part des Begleiters, der sich darüber freut, dass es der First Lady gut geht.

(RP)
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