Persönlich Daniel Abbou . . . fliegt schon mal beim BER

Pressesprecher des Berliner Flughafens BER zu sein, ist ein heikler Job. Worauf es in ähnlichen Positionen ankommt, weiß Daniel Abbou durch langjährige Erfahrung, etwa als stellvertretender Regierungssprecher unter Grün-Rot in Baden-Württemberg. Trotzdem dauerte die Amtszeit des Stuttgarters als Leiter der Unternehmenskommunikation am skandalgeplagten Flughafen gerade einmal vier Monate. Denn in einem Interview mit dem "PR-Magazin" sprach der 45-Jährige offen über Fehler, die in der Planung des Flughafens gemacht wurden, rechnete mit seinen Vorgängern ab und wetterte gegen Politiker. "Die Berliner und Brandenburger haben ein Recht zu sehen, wo ihre Milliarden versenkt worden sind", sagte er der Fachzeitschrift - der Offenheit zu viel, glaubte wohl Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Die Freistellung folgte prompt.

Installiert von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, sollte Abbou eigentlich weitere Kommunikationspannen am Airport vermeiden und dem Aufsichtsrat den Rücken freihalten. Unterstützung für die früheren Verantwortlichen gab er jedoch nicht - im Gegenteil. Im Hinblick auf den Abschlussbericht des Airports, der bald erscheinen soll, fand Abbou deutliche Worte: "Ich habe kein Interesse daran, unterm Deckel zu halten, was Platzeck, Wowereit, Schwarz und Mehdorn verbockt haben." Zwar betonte der Sprecher, dass die Eröffnung 2017 realistisch sei, wollte sich aber nicht festlegen. Denn: "Kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt feste Garantien für diesen Flughafen." Auch gegen seine Vorgänger teilte Abbou aus: Ihre Versäumnisse könne man nicht schönreden. "Dazu hat die alte Flughafencrew zu viel verbockt, dafür sind zu viele Milliarden in den Sand gesetzt worden." Nicht nur den Berlinern dürfte diese erfrischende Ehrlichkeit gefallen. Für Abbou ging der Auftritt jedoch nach hinten los.

Marcel Romahn

(RP)
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