Trotz Delta-Variante NRW erlaubt Volksfeste schon ab Freitag

Düsseldorf · Bei einer Inzidenz unter 10 fallen künftig Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht weitgehend weg. Arbeitnehmer müssen sich dafür nach Rückkehr aus dem Urlaub testen lassen. „Ein Leben wie vor Corona“, verkündet Gesundheitsminister Laumann.

Besucher einer Kirmes fahren auf einem Kettenkarussel. (Symbolfoto)

Besucher einer Kirmes fahren auf einem Kettenkarussel. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Swen Pförtner

Trotz Ausbreitung der Delta-Variante hebt die nordrhein-westfälische Landesregierung die Coronaregeln weitgehend auf. Bei einer stabilen Inzidenz unter 10 in einer Stadt oder einem Kreis soll von Freitag an die Maskenpflicht fallen - in fast allen Bereichen bis auf den öffentlichen Nahverkehr, Arztpraxen, Taxis, Schulen und den Einzelhandel. Auch die Kontaktbeschränkungen gelten nicht mehr, die Abstandsregeln sind im privaten Umfeld nur noch als Empfehlung zu verstehen. Kontaktdaten müssen in der Gastronomie nicht mehr erfasst werden, wohl aber in Hotels und in der Touristik.

Dazu führt die CDU-/FDP-Landesregierung eine Coronaschutzverordnung mit einer neuen Stufe ein, der Stufe 0 bei einer Inzidenz unter 10. „Die neue Coronaschutzverordnung ermöglicht ein Leben wie vor Corona“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf.

Die Landesregierung lockert damit viel früher als eigentlich geplant und schneller als andere Bundesländer. So sollten Volksfeste oder Diskothekenbesuche eigentlich erst vom 27. August an wieder möglich sein.

Gesundheitsminister Laumann begründete die Erleichterungen mit landesweit weiterhin niedrigen Inzidenzzahlen und der ebenfalls deutlich abnehmenden Zahl schwerer Krankheitsverläufe, erforderlicher Krankenhauseinweisungen und Intensivbehandlungen. Bei einer landesweiten Inzidenz von 5,8 könnten den Bürgern ihre Freiheitsrechte nicht länger so umfassend wie bisher vorenthalten werden. Laumann betonte dabei mehrfach, dass die Lockerungen zurückgenommen würden, wenn die Infektionszahlen steigen. Dabei gilt künftig, dass an acht aufeinander folgenden Tagen die Sieben-Tage-Inzidenz wieder über 10 liegen muss, nicht nur an fünf. Der bisher gültige Stufenplan mit den Schwellen 35 und 50 bleibe weiterhin gültig. Zum Herbst werde zudem jedem Bürger in Nordrhein-Westfalen ein Impfangebot gemacht. Kommende Woche seien noch mehr als 300.000 Termine frei.

Ausgeweitet wird hingegen die Testpflicht. Für Urlaubsrückkehrer in Nordrhein-Westfalen gilt am Arbeitsplatz künftig eine Corona-Testpflicht. Wer nach dem 1. Juli fünf Tage oder länger im Urlaub oder aus anderen Gründen nicht am Arbeitsplatz war, muss danach am ersten Tag der Rückkehr einen negativen Schnelltest vorweisen. Die Testpflicht gelte nicht für Beschäftigte mit vollem Impfschutz. Den Test könne jeder Beschäftigte zudem auch selbst unter Aufsicht am Arbeitsplatz machen. Gewerkschaften und Arbeitgeber hätten dem Vorgehen zugestimmt. Tagungen und Kongresse können völlig ohne Einschränkungen wieder stattfinden. Messen und Märkte ebenso, zusätzlich muss aber in diesem Fall auch die landesweite Inzidenz unter 10 liegen.

Mit einem negativen Test der Gäste und Kontaktnachverfolgung können auch Freizeitstätten und Diskos ab Freitag öffnen, auch seien Hochzeitsfeiern mit 200 Teilnehmern wieder möglich. „Testen, testen, testen ist das wichtigste Schutzschild für Menschen, die noch nicht zweimal geimpft sind“, sagte Laumann. Für jene, die vollständig geimpft seien, gelte die Testpflicht in der Regel nicht.

Sport ist von Freitag an ohne jegliche Einschränkung möglich. Sportveranstaltungen bis zu 25.000 Zuschauer sind erlaubt, wenn maximal 50 Prozent der Kapazität ausgelastet sind. Ab 5.000 Zuschauern sind aber ein Test und ein Hygienekonzept erforderlich. Innenveranstaltungen sind mit Test oder Sitzplan im Schachbrettmuster und einer maximalen Auslastung von 33 Prozent der Kapazität erlaubt. Auf die noch weitgehenderen Lockerungen in Großbritannien angesprochen, sagte Laumann: „Warten wir mal ab, ob die Briten das durchhalten.“

Virologen erwarten indes, dass es wegen der hochansteckenden Delta-Variante auch in Deutschland zu einer neuen Welle kommen wird. „Entscheidend ist aber, wie hoch die Erkrankungslast dann sein wird“, Kostenpflichtiger Inhalt sagte Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie an der Uniklinik Düsseldorf. Die wiederum hänge ganz wesentlich vom zügigen Fortschreiten der Impfungen ab: „Die Hauptproblematik ist: Wir sind noch nicht weit genug“, so der Virologe.

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