US-Präsident beendet historischen Vietnam-Besuch Clinton ruft zu Partnerschaft und Zusammenarbeit auf

Ho-Chi-Minh-Stadt (AP). Mit einem Aufruf zu Partnerschaft und Zusammenarbeit hat US-Präsident Bill Clinton seinen historischen Vietnambesuch beendet. 25 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs erklärte Clinton am Sonntag in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, die "Jahre der Gegnerschaft" seien Vergangenheit. Die USA hätten ein Interesse am Wohlergehen Vietnams. Die kommunistische Regierung forderte er auf, die Wirtschaft zu öffnen und den Bürgern mehr Freiheiten zu gewähren. Zudem versprach Clinton einen Kredit über 200 Millionen Dollar (rund 458 Millionen Dollar/234 Millionen Euro), um Investitionen amerikanischer Unternehmen zu fördern.

Der vietnamesische KP-Chef Le Kha Phieu stellte klar, dass seine Regierung keine ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes zulasse. Vietnam respektiere Lebensstil und politisches System anderer Staaten und verlange dies umgekehrt auch für sich, sagte er dem Vernehmen nach am Samstag zu Clinton.

Nach zwei Tagen Aufenthalt in Hanoi war Clinton am Samstagabend gegen Mitternacht in Ho-Chi-Minh-Stadt eingetroffen. Trotz der späten Stunde standen Tausende von Menschen an den Straßen und winkten Clinton auf dessen Weg vom Flughafen in die Stadt zu. Vor seiner Abreise am Sonntagabend traf sich der Präsident mit dem Erzbischof der Stadt, Jean-Baptiste Pham Minh Man. Dabei erörterten beide die Menschenrechtslage und die Probleme der Katholiken in dem überwiegend buddhistischen Land.

Gemeinsam mit seiner Frau Hillary und Tochter Chelsea hatte Clinton am Samstag ein Reisfeld nahe Hanoi besucht, wo Ermittler nach Spuren eines 1967 abgestürzten amerikanischen Piloten suchen. "Egal ob wir Amerikaner oder Vietnamesen sind, wir wollen doch alle wissen, wo unsere geliebten Menschen begraben liegen", sagte Clinton, der im Vietnamkrieg den Dienst an der Waffe verweigert hatte, mit Tränen in den Augen. Seinen Landsleuten versicherte er, die Vereinigten Staaten würden nicht eher ruhen, "bis wir jeden gefallenen Helden nach Hause zurückgebracht haben". Rund 1.500 amerikanische Soldaten sind seit dem Vietnamkrieg verschollen.

Der Regierung in Hanoi übergab Clinton eine 350.000 Seiten starke Zusammenstellung von Dokumenten, die bei der Suche nach verschwundenen Vietnamesen helfen könnten, und sagte eine Million weitere Seiten bis Ende des Jahres zu. Bei Treffen mit Präsident Tran Duc Luong und Ministerpräsident Phan Van Khai kam nach Angaben von Clinton-Berater Sandy Berger auch das von den USA eingesetzte Entlaubungsgift Agent Orange zur Sprache, unter dessen Folgen noch heute hunderttausende Vietnamesen leiden. Clinton habe der kommunistischen Regierung in Hanoi Informationen über Lagerung und Einsatz des Giftes versprochen. Ferner habe Clinton die noch rund 3,5 Millionen Landminen und 300.000 Tonnen Sprengkörper in Vietnam angesprochen.

"Die Tragödie des Krieges"

Die verborgenen Waffen töteten und verletzten jährlich 2.000 Menschen, sagte Clinton bei einer Veranstaltung, bei der am Samstag Minen entschärft wurden. "Sie haben Amerikas Unterstützung, bis Sie die letzte Mine und den letzten Sprengstoff gefunden haben", erklärte er. "Dies ist die Tragödie eines Krieges, die auch der Frieden nicht beendet."

Als eine Geste der Versöhnung galt auch ein Treffen Clintons mit KP-Generalsekretär Le Kha Phieu am Samstag. Unterdessen traf sich Hillary Clinton mit Frauen aus Führungspositionen in Politik und Gesellschaft.

(RPO Archiv)
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