Persönlich Claudia Kemfert ... wechselt die politischen Seiten
Geforscht habe ich genug, jetzt will ich endlich in die Politik! Das hat sich offenbar die 44-jährige parteilose Energie-Expertin Claudia Kemfert gesagt. Welchem politischen Lager sie dabei angehört, scheint der umtriebigen Professorin gar nicht so wichtig zu sein.
Vor über einem Jahr gehörte die Wissenschaftlerin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin nämlich noch dem Schattenkabinett des nordrhein-westfälischen CDU-Spitzenkandidaten Norbert Röttgen an. Der wollte sie im Falle seines Wahlsiegs zur NRW-Energieministerin machen.
Da war es schon eine Überraschung, dass in dieser Woche nun der hessische SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel wiederum Claudia Kemfert aus dem Ärmel zauberte – und in sein Schattenkabinett berief. Kemfert soll Beauftragte des hessischen Ministerpräsidenten für die Energiewende werden, wenn Schäfer-Gümbel im Herbst zusammen mit den Grünen den Regierungswechsel in Hessen schafft.
"Flexibel ist der schönste Euphemismus des Tages für eine Frau, die innerhalb eines Jahres für jede Richtung Wahlkampf macht", twitterte Nordrhein-Westfalens CDU-Landeschef Armin Laschet. Doch Kemfert ließ sich von derlei Spott nicht beirren. Röttgen wie Schäfer-Gümbel seien zwei Kandidaten, die für eine konsequente Energiewende einträten; solche Leute unterstütze sie gern, teilte sie mit. Kemfert, die sich mit geschickter Öffentlichkeitsarbeit bundesweit einen Namen gemacht hat, ließ in den vergangenen Monaten kein gutes Haar an Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), dem Nachfolger Röttgens. "Seine Worte sind groß, seine Taten sind nicht so groß", ätzte sie im Mai in einem "Zeit"-Interview über Altmaier. Der Umweltminister ziehe mit der Botschaft durchs Land, die Energiewende sei zu teuer. Damit schüre er nur falsche Angst. In Wahrheit könne sich Deutschland die Energiewende sehr wohl leisten. Es gebe dazu keine Alternative.
Birgit Marschall