Persönlich Claude Lanzmann . . . feiert seinen 90. Geburtstag

Er ist ein vielbeachteter Regisseur, Dokumentarfilmer und Schriftsteller. Der Franzose Claude Lanzmann entriss viele persönliche Schicksale von Menschen während der Nazi-Diktatur dem drohenden Vergessen. Er drehte 1985 den neunstündigen Film "Shoa" über den Holocaust, in dem ausschließlich Zeitzeugen zu Wort kamen. Der Film ist eindrucksvolles Dokument von Tod und Leid, von Menschenverachtung und dem Massenmord der Nazis. Zwölf Jahre arbeitete er an diesem Werk. Claude Lanzmann wird am Freitag 90 Jahre alt.

Er ist noch immer ein kreativer Kopf: Sein jüngstes Buch "Das Grab des göttlichen Tauchers" ist jüngst erschienen. Es ist ein Rückblick auf sein Leben und eine totalitäre Zeit und den Antisemitismus. Lanzmann entstammt einer jüdischen Familie. Schon als Schüler schloss er sich der französischen Widerstandsbewegung an. Er nahm in den 40er Jahren an verschiedenen Partisaneneinsätzen vor allem gegen das mit den Deutschen kollaborierende Vichy-Regime teil. Vor Jahren schon erklärte er, dabei seien auch deutsche Soldaten getötet worden.

Nach dem Krieg studierte er in Tübingen Philosophie und arbeitete Ende der 40er Jahre an der Freien Universität in Berlin. Ihn verband eine enge Freundschaft mit Jean-Paul Sartre und der Feministin Simone de Beauvoir, mit der er über mehrere Jahre ein Liebesverhältnis unterhielt.

Er arbeitete als Journalist an der von beiden gegründeten Zeitschrift "Les Temps modernes" mit. Sein Memoirenband "Der patagonische Hase" beschreibt sein kompromissloses Kämpferleben von der Jugend in lebensbedrohenden Zeiten bis hin in die Gegenwart. Sein Schaffen als Filmemacher und Schriftsteller wird beherrscht von den Themen Tod und der nie endenden Suche nach der Wahrheit. Dazu zählt auch seine Reise nach Ende des Algerienkrieges ( 1954 - 1962) als er sich für den Antikolonialismus starkmachte.

(RP)
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