Peking China spricht von terroristischem Hintergrund

Peking · Muslimische Uiguren befürchten nach Amokfahrt auf dem Tiananmen-Platz eine Verhaftungswelle.

Nach dem rätselhaften Unfall mit fünf Toten am Tiananmen-Platz in Peking sucht die Polizei nach Verdächtigen aus Xinjiang, der Heimat der Uiguren. War es ein Anschlag? Einmal mehr sieht sich die muslimische Minderheit in China am Pranger und fürchtet Repressalien und Verhaftungen.

Pekinger Polizeibehörden haben die mörderische Amokfahrt und die Explosion eines Jeeps vor dem Tiananmen-Tor und Eingang zum Kaiserpalast als "organisierten und sorgfältig inszenierten gewaltsamen Terrorakt" bezeichnet. Durch den mutmaßlichen Selbstmordanschlag waren am Montag fünf Personen getötet worden, darunter alle drei Insassen des Jeeps. Weitere 40 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern sind Touristen von den Philippinen und aus Japan.

Die drei Uiguren im Auto wurden inzwischen von der Polizei als Usmen Hasan, seine Frau und seine Mutter identifiziert. Mit der Gruppe sollen fünf weitere Uiguren nach Peking gekommen sein, die inzwischen verhaftet wurden. Ihre Namen wurden im Fernsehen bekanntgegeben. Die Festgenommenen hätten gestanden, zur Familie der Attentäter zu gehören und das Attentat gemeinsam geplant zu haben. In ihrer Unterkunft seien lange Messer und islamistische Fahnen gefunden worden. Im ausgebrannten Auto habe sich neben Benzinkanistern, zwei Beilen und Eisenstangen auch eine Flagge mit extremen religiösen Aufrufen befunden.

Die Familie war in dem Geländewagen mit hohem Tempo absichtlich auf dem Seitenweg bis zum Tiananmen-Tor gefahren und dann auf dem Vorplatz gegen den Brückenpfeiler geprallt. Dabei entzündete sich das mitgeführte Benzin. Das Staatsfernsehen CCTV kommentierte: "Im Hintergrund stehen gewaltbereite Terrorkräfte, nationale Sezessionisten und religiöse Extremisten."

Im Nordwesten Chinas kommt es besonders in Xinjiang immer wieder zu schweren Unruhen von Uiguren gegen die von ihnen als Unterdrückung empfundene Oberherrschaft der Chinesen. Die Peking nahestehende Hongkonger Zeitung "Takungpao" hatte zuvor gemeldet, dass der Terroranschlag ein Racheakt für einen von Chinas Polizei in Xinjiang im Juni erschossenen Verwandten der Familie sein soll.

(RP)
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