Peking China hilft Merkel in Syrien-Konflikt

Peking · Die Flüchtlingskrise begleitet die Bundeskanzlerin derzeit überallhin - auch ins Reich der Mitte.

Vor einigen Tagen erschien in einer großen chinesischen Tageszeitung eine Karikatur, die die deutsche Kanzlerin als Justitia mit verbundenen Augen und zwei Waagschalen zeigte - in der einen Schale die Flüchtlinge, in der anderen ihre sinkenden Umfragewerte. So wurde Merkel zum Beginn ihres China-Besuchs mit hohen militärischen Ehren, 19 Salutschüssen, aber auch mit der skeptischen Frage empfangen, wohin Deutschland und Europa derzeit steuern.

Die europäische Flüchtlingskrise nimmt viel Raum ein in der chinesischen Öffentlichkeit. Zu Beginn der Krise fragten sich die Chinesen vor allem, was aus Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner in Europa, werde. Kanzlerin Merkel thematisierte die Flüchtlingskrise auch im Gespräch mit Ministerpräsident Li Keqiang. "Wir sind zutiefst besorgt über die Flüchtlingskrise", sagte Li anschließend und versprach, die Chinesen würden zur Beilegung der Krise einen "konstruktiven Beitrag" leisten. Er sicherte zudem zu, dass China "im Rahmen seiner Möglichkeiten" Armut und Fluchtursachen in den Herkunftsländern bekämpfen wolle. Li Keqiang mahnte auch an, dass Europa die Krise durch eine gemeinsame Kraftanstrengung lösen müsse. Zugleich signalisierte er Zustimmung für eine mögliche Resolution der Uno zur Befriedung der Lage in Syrien. Später am Tag, bei einem Gesprächskreis der Körber-Stiftung berichtete Merkel, mit Li Keqiang darüber gesprochen zu haben, dass China seinen Einfluss in Afghanistan und Pakistan geltend mache und so einen Beitrag zur Eindämmung der Flüchtlingskrise leisten könne.

Die mangelnde Solidarität in Europa, die sich derzeit in der Flüchtlingskrise zeigt, machen sich die Chinesen durchaus auch zunutze. Sie genießen, dass die Europäer um sie und ihre Unternehmen buhlen. Zuletzt hatten die Briten den chinesischen Ministerpräsidenten bei einem Besuch umgarnt und vor lauter Höflichkeit die Menschenrechtsfrage erst gar nicht angesprochen.

Merkel ließ sich durch die Charme-Offensive der Briten und auch der Franzosen nicht aus der Ruhe bringen und verwies auf die "guten und breiten" Beziehungen zwischen Deutschland und China.

Lohnend war die Reise in jedem Fall für die Firma Airbus, die das größte Geschäft ihrer Firmengeschichte unterschreiben konnte. Die Flugzeugbauer wollen 100 Maschinen vom Typ A 320 und 30 vom Typ A 330 nach China liefern - in einem Gesamtwert von 17 Milliarden US-Dollar.

Und Merkel fädelte noch einen Handel ein, der nichts kosten soll, aber dennoch für Aufmerksamkeit sorgen wird: Für den Berliner Zoo soll es wieder ein Pandabären-Pärchen geben. Die Kanzlerin hatte in dieser Frage einen Wunsch des Regierenden Berliner Bürgermeisters Michael Müller nach China getragen. Wann die Tiere von China nach Berlin geliefert werden können, ist noch offen. Einzige Bedingung für dieses Abkommen: Die Tiere müssen gut versorgt sein.

(qua)
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